AMWIUS

Verbundprojekt AM-Wi-US

Sozialpartnerschaftliches Berufsbildungsmodell in Wisconsin

Vom 01.01.2022 bis 31.12.2022 unterstützt ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den pilotierenden Aufbau sozialpartnerschaftlich geprägter Ausbildungsstrukturen für die beiden Berufsbilder machine repair (Industriemechaniker) und tool maker (Werkzeugmacher) in Wisconsin. Das Projekt wird durch intensive Forschungsarbeit des Projektpartners Academy of Labour begleitet und leistet damit auch reziprok einen nachhaltigen Beitrag zum Thema Internationale Berufsbildungszusammenarbeit. Im Dialog mit den den US-amerikanischen Partnern sollen praxisbezogene Handlungsempfehlungen für die strukturelle Weiterentwicklung der beruflichen Ausbildung in Wisconsin erarbeitet werden.  
Das Teilvorhaben HWK Südthüringen ist eine Kooperationsinitiative zwischen der Academy of Labour sowie der Handwerkskammer Südthüringen.

BMBF gef RGB 2017 D







Das Pilotprojekt AM-WI-US

Übergeordnetes Ziel des sozialpartnerschaftlichen Ansatzes AM-Wi-US ist die Etablierung eines Apprenticeship Committee im Organisationsbereich der Mechaniker/innen-Berufe in Wisconsin/USA, einem Bundesstaat, der unter den 50 US Bundesstaaten die längste Tradition in der Berufsbildung hat. Gemeinsam mit relevanten US-amerikanischen Partnern sollen hier Konzepte und Modelle zur sozialpartnerschaftlichen Zusammenarbeit entwickelt werden. Bestehende Kontakte zu Akteurinnen und Akteuren der Berufsbildung in Wisconsin, zu denen das Department of Workforce Development, Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen – insbesondere KMU - und der Gewerkschaften gehören, sollen genutzt werden, um eine sozialpartnerschaftliche intermediäre Organisation der Berufsbildungssteuerung zu entwickeln. Dazu gehören die Organisation und Durchführung betrieblicher Ausbildungen und die Verzahnung der Lernorte Betrieb und Technical College.

Der sozialpartnerschaftliche Ansatz AM-WI-US beinhaltet einen umsetzungsorientierten Berufsbildungsdialog zwischen US-amerikanischen und deutschen Gewerkschaften und Unternehmensorganisationen, der Wissen, Erfahrungen und gute Praxis bei der sozialpartnerschaftlichen Steuerung der Berufsbildung insbesondere im Hinblick auf die Curricula-Entwicklung, die Organisation dualer Berufsbildung (inklusive Vertragsgestaltung zwischen Auszubildendem, Betrieb und Technical College), die Ausbilder/innen-Qualifizierung und die Koordinierung standardisierter Prüfungsverfahren beinhaltet.
Die Berücksichtigung der Interessen der Arbeitnehmer/innen ermöglicht längerfristige qualifikatorische Entwicklungspfade, die zu einem nachhaltigen Aufbau von Fachkräftekompetenzen führt und Flexibilität ermöglicht, ohne dass Fachkräftekompetenz verloren geht. Daher profitieren auch deutsche Unternehmen von dem Vorhaben – einerseits natürlich die Unternehmen, die unmittelbar in das Projekt eingebunden werden, andererseits die recht zahlreichen deutschen Unternehmen mit Standorten in Wisconsin, die in der Perspektive auf eine breitere Fachkräftebasis zurückgreifen können.

Ein Fachbeirat soll die Arbeit des Apprenticeship Committee begleiten. Hier   sollen Vertreter/innen von US- Unternehmen und von deutschen Unternehmen in den USA, Vertreter/innen deutscher und US- amerikanischer Gewerkschaften, Vertreter/innen der deutschen Strategieprojekte Unions4VET  und SCIVET  einbezogen werden. Aber auch ein/e Vertreter/in der AHK Chicago soll Mitglied des Fachbeirates werden, um Synergien zu den Aktivitäten der AHK in den USA und vor allem zum arbeitgebergetragenen Projekt AM-Wi-US zu schaffen.

Die deutschen Projektpartner bringen die Expertise der Gewerkschaften und Handwerksorganisationen bei der Steuerung und Umsetzung der Berufsbildung, bei der Ausbildern/innen-Qualifizierung und der Organisation von Prüfungen ein. Dies trägt maßgeblich zum Capacity Building der amerikanischen Berufsbildungsakteure bei, die fehlenden Prüfungsstrukturen als ein „missing piece“ (fehlendes Element) der beruflichen Ausbildung in Wisconsin bezeichnen.









Arbeitspakete

Das Projekt beinhaltet bei der Laufzeit von 12 Monaten folgende Arbeitspakete



AP1 Etablierung der Projektstrukturen


Hier erfolgt eine umfassende Recherche zu den Berufsbildungssystemen in den USA und Deutschland.

  • Erarbeitung und Präsentation von Inputs zum Verständnis der Berufsbildung in Deutschland, zur Organisation der Berufsbildung in Deutschland und zu Modellen des sozialpartnerschaftlichen Managements;
  • Erarbeitung und Präsentation von Inputs zur Rolle des Handwerks in der Berufsbildung in Deutschland;
  • Erarbeitung eines Konzepts und Beginn der Schulung der PM(s) zu den sozialpartnerschaftlich orientierten Prinzipien der dualen Berufsausbildung in Deutschland
AP2 Identifizierung und Einbindung relevanter Berufsbildungsakteure


Akquisition von mindestens 25 Betrieben und Einbindung von mindestens sechs ausbildungswilligen Betrieben;

  • Individuelle Abstimmungsgespräche mit den Partnern;
    Durchführung einer hybriden Öffentlichkeitsveranstaltung;
  • Durchführung einer hybriden Kick-off-Veranstaltung von Lenkungsgruppe und Beirat inkl. Abstimmung mit AHK;
AP3 Sozialpartnerschaftliche Entwicklung von Ausbildungsverfahren und – strukturen


anhand der Berufe Tool Maker und Machine Repair unter Einbindung der relevanten berufsbildungsakteure;

insbesondere Weiterentwicklung der in Wisconsin bestehenden Curricula durch zusätzliche Elemente (u.a. Nachhaltigkeit und Digitalisierung) im Sinne einer nachfrageorientierten Produktentwicklung
Beteiligung an der Planung, Organisation und Durchführung der Workshops sowie der virtuellen Veranstaltungen;

Einbringung der eigenen Expertise sowie der Expertise von Expertinnen und Experten aus dem Handwerk im Hinblick auf Verfahren und Methoden zur Entwicklung von Berufsbildern und Curricula sowie der Qualifikationsanforderungen für Werkzeugmechaniker/in und Maschinenreparateur/in, zur Qualifizierung von Ausbilder/innen, zur Lernortkooperation, zu Prüfungsverfahren und -inhalten sowie zur Organisation von Ausbildungsverbünden durch Experteninterviews in den Workshops und in den anschließenden virtuellen Veranstaltungen;

AP4 Capacity Building US-amerikanischer Berufsbildungsakteure


zu Berufsbildungsprinzipien, Curricula, Lernortkooperationen, Ausbilder/innen-Ausbildung, Organisation von Ausbildungsverbünden und PrüfungennEinbindung der Expertise des Handwerks in umsetzungsorientiertes und prozessbegleitendes Capacity Building;

Aktive hybride Teilnahme am Apprenticeship Committee Kick-off Meeting (Monat 11) und Bereitstellung von Input zur Umsetzung von Lehrlingsausbildung, Prüfungen und Verbundausbildung.



AP5 Erarbeitung und Implementierung eines Apprenticeship-Commitee-Konzeptes


inclusive Gründungsveranstaltung des Apprenticeship Committees und Identifizierung von transferpotenzialen in andere Bundesstaaten

  • Laufende Abstimmung des Forschungskonzepts, der Forschungsfragen, der Erhebungsmethoden und des Interviewleitfadens mit der AoL; Einbringen der Expertise und Perspektive des Handwerks in die Studie;
  • Fortlaufende und abschließende Diskussion der Studienergebnisse mit den Projektpartnern;
  • Koordination der und Mitwirkung an der Strategie zur Veröffentlichung und Verbreitung des Forschungsberichts und der Handlungsempfehlungen;
  • Aktive Teilnahme an der Gründungsveranstaltung des Lehrlingsausschusses (in virtueller Form).
AP6 Öffentlichkeitsarbeit


  • Entwicklung einer Strategie für die Öffentlichkeitsarbeit und Abstimmung mit den Partnern;
  • Erstellung eines Medienkonzepts mit Informationsmaterial;
  • Organisation und Durchführung einer hybriden öffentlichen Veranstaltung zu Beginn des Projekts
AP7 Steuerung und Koordinierung, Projektmanagement und Berichtswesen


Koordination der Administration der Projektaktivitäten gemäß den Förderbedingungen in Zusammenarbeit mit den deutschen Konsortialpartnern und den Mitarbeitern des Projektbüros;

Erarbeitung eines Konzepts zur Evaluation des Projektverlaufs und der Projektergebnisse in Form einer Zusammenstellung von Indikatoren und Erhebungsmethoden, Abstimmung des Evaluationskonzepts mit den Projektpartnern sowie Durchführung der Evaluation und Analyse der Ergebnisse; Präsentation der Ergebnisse in Sitzungen der Steuerungsgruppe und des Beirats



Highlights der Projektumsetzung seit Projektstart

Gründung einer sozialpartnerschaftlichen und bilateralen Lenkungsgruppe


Am 02.03.2022 hat sich im Rahmen einer Zoom-Veranstaltung das Steering Committee (Lenkungsgruppe) konstituiert. Die Aufgaben der Lenkungsgruppe sind die verantwortliche Planung und Steuerung aller Arbeitsschritte sowie die Aufsicht über die Tätigkeit des Projektverantwortlichen. Die Tätigkeit des Projektverantwortlichen in Wisconsin wird auch fachlich von der Lenkungsgruppe begleitet. Es ist geplant, dass sich die Lenkungsgruppe je nach Bedarf mindestens einmal im Monat persönlich und/oder virtuell trifft.



Die Lenkungsgruppe ist folgendermaßen zusammengesetzt:

  • 2 deutsche Vertreter (Gewerkschaft und HWK als Arbeitgebervertretung)
  • 2 Arbeitgebervertreter aus Wisconsin
  • 2 Gewerkschaftsvertreter aus Wisconsin

In dieser Zusammensetzung bildet sich sowohl der sozialpartnerschaftliche als auch der bilaterale Charakter des Projektes ab.

Die Lenkungsgruppe ist ab sofort arbeitsfähig.



Astrid Friedrich

Referatsleiterin Internationales

Kloster 1
98530 Rohr