71. Vollversammlung tagt im BTZ Rohr-Kloster
„Das Handwerk steht vor großen Herausforderungen und bürokratische Hindernisse sind fast immer ein Teil davon.“ Diese mahnenden Worte standen im Zentrum der Rede von Präsident Mike Kämmer anlässlich der 71. Vollversammlung der Handwerkskammer Südthüringen, die am 26. Juni in der Klosterkirche des Berufsbildungs- und Technologiezentrums Rohr-Kloster stattfand.
In seinem Rückblick auf die Entwicklungen der vergangenen Monate nahm das Thema Bürokratieabbau eine herausragende Stellung ein. Gleich bei mehreren Gelegenheiten sei den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung vermittelt worden, wie groß der lähmende Effekt überbordender Bürokratie auf die Entwicklung des Handwerks ist. So habe der Staatssekretär im Wirtschaftsministerium Carsten Feller beim Handwerkerstammtisch Mitte Juni erfahren müssen, dass allzu oft in guter Absicht gestartete Förderprogramme nicht genutzt werden, weil selbst Experten an der Antragstellung verzweifeln.
„Millionen Euro an Fördermitteln, die mit großer Mühe freigesetzt wurden, werden nicht abgerufen“, verdeutlichte Mike Kämmer. „Zur gleichen Zeit geben inzwischen vier von fünf ausgebildeten Handwerksmeistern an, sich nicht selbständig machen zu wollen, weil sie keinen Nerv für die ganze Bürokratie haben“ führte er aus. Dies sei auch eine von Mike Kämmers Kernbotschaften beim gemeinsamen Pressegespräch mit der IHK Südthüringen gewesen, das von Medien thüringenweit aufgenommen wurde. Sein Fazit: „Bürokratieabbau tut dringend not!“
Empfehlungen an die Politik
Aus diesem Grund seien der ZDH und die Präsidenten der mitteldeutschen Handwerkskammern in diesem Frühjahr aktiv geworden, um der Politik Handlungsempfehlungen mit konkreten Einzelmaßnahmen an die Hand zu geben. Aus einer großen Beratungsrunde mit ZDH-Präsident Jörg Dittrich seien alleine sieben Handlungsfelder mit konkreten Maßnahmen zum Bürokratieabbau hervorgegangen und bereits im Frühjahr habe der ZDH 62 „Einzelvorschläge zur Entflechtung des Paragrafendschungels“ von A wie Ausschreibung bis hin zu Z wie Zertifizierung herausgegeben.
Mike Kämmer lud alle Anwesenden dazu ein, eigene Anmerkungen zu ergänzen, um damit das Feedback aus der täglichen Handwerkspraxis wieder zur Grundlage politischen Handelns zu machen.
Informationen und Beschlussvorlagen
Im Anschluss an die Rede des Präsidenten informierte Baubetreuer Dipl.-Ing. (FH) Heiko Oehrl über den Sachstand zum Bauvorhaben „Schweizer Haus“. Zur weiteren Beratung der Vollversammlungsmitglieder wurde ein gesonderter Termin angesetzt.
Weiterhin erläuterte Christian Beck, Leiter Recht und Organisation, die angestrebten Satzungsänderungen der Handwerkskammer Südthüringen. Ziel soll es sein, die Kompetenzen des Vorstandes und der Vollversammlung hinsichtlich der Verwaltung der Handwerkskammer Südthüringen zu stärken. Die entsprechenden Beschlussvorlagen werden für die nächste Vollversammlung im November ausgearbeitet und dann zur Abstimmung gebracht.
Es folgten Beschlussvorlagen zu den Prüfungsordnungen der Handwerkskammer Südthüringen. Zwar waren erst im letzten Jahr Änderungen für alle drei Prüfungsordnungen beschlossen worden, doch hatte zwischenzeitlich der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung weitere umfangreiche Änderungen empfohlen, die eine Neufassung der drei Prüfungsordnungen erforderlich machten.
Wirtschaftsprüfung und Jahresabschluss
Nach der einstimmigen Annahme der vorgelegten Beschlussvorlagen- und –fassungen erfolgte die Vorstellung des Prüfberichts zur Jahresrechnung 2022 der WIBERA Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Sie bestätigte mit uneingeschränktem Prüfungsvermerk den Handelnden und Verantwortlichen, dass die Jahresrechnung und die Vermögensrechnung ordnungsgemäß, satzungsgemäß und nach den gesetzlichen Vorschriften der Thüringer Landeshaushaltsordnung aufgestellt wurden.
Der Rechnungsprüfungsausschuss empfahl nach Vorstellung seines Berichts der Vollversammlung die Abnahme der Jahresrechnung 2022 sowie die Entlastung von Vorstand und Geschäftsleitung für das Haushaltsjahr 2022. Die 18 anwesenden Vollversammlungsmitglieder beschlossen dies einstimmig und nahmen ebenfalls einstimmig die Rücklagen nach Ergebnisverwendung aus dem Jahresabschluss 2022 an.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden zudem die Einladungen zur bevorstehenden Gesellenfreisprechung am 25. August im Kressehof Walldorf überreicht. Dort werden die erfolgreichen Absolventen aller geprüften Gewerke offiziell in den Kreis der Gesellen aufgenommen und gebührend gefeiert. Geschäftsführerin der Innung und der Kreishandwerkerschaft Schmalkalden-Meiningen/Suhl, Frau Isabell Heidenreich, warb für eine zahlreiche Teilnahme zu diesem würdigenden Event.
In seiner abschließenden Rede betonte Frank Döll, Obermeister der Tischlerinnung und Inhaber der Tischlerei Döll GmbH in Meiningen, die Bedeutung des Verbleibs der frischgebackenen Gesellen im Handwerk und in der Region. Er ermutigte sie, ihre erworbenen Fähigkeiten und ihr Wissen dem Handwerk und ihren Betrieben treu zur Verfügung zu stellen und somit einen wertvollen Beitrag zur Stärkung der regionalen Wirtschaft zu leisten.