Freigesprochen – mit der Bitte zu bleiben

53 junge Frauen und Männer haben ihre Lehrzeit beendet und wurden nach alter Tradition der Kreishandwerkerschaft Schmalkalden-Meiningen / Suhl freigesprochen. In feierlichem Rahmen erhielten sie ihren Gesellenbrief.


„Das Handwerk – die Wirtschaftsmacht von nebenan“, so war es in großen Lettern auf der Bühne des Kressehofes in Walldorf zu lesen. Erwartungsvoll saßen vor der Bühne 53 junge Frauen und Männer, die gekommen waren, um nach den bestandenen Prüfungen endlich ihren Gesellenbrief in Empfang nehmen zu können. Sie werden künftig in mehreren Berufen das Handwerk der Region stärken. Zumindest wünschten sich das einige der Gäste in ihren Grußworten. So Landrätin Peggy Greiser: „Sie sind die Zukunft eines unserer wichtigsten Wirtschaftszweige. Unser Handwerk braucht dringend Nachwuchs. Es ist zwar schon oft gesagt worden, gilt aber immer noch: Handwerk hat goldenen Boden. Eine weitere Bitte möchte ich anschließen: Bleiben Sie hier in der Region – wir brauchen Sie! Aber heute lassen Sie uns gemeinsam feiern. Sie haben allen Grund dazu!“

Weichen gestellt

Eröffnet hatte die Freisprechung der Gesellen der Kreishandwerksmeister von Schmalkalden-Meiningen Rainer Rudolph, und auch der Präsident der Handwerkskammer Südthüringen Mike Kämmer hatte es sich nicht nehmen lassen, den neuen Junggesellen persönlich zu ihrem Erfolg zu gratulieren.

„Dreizehn Gesellinnen und 40 Gesellen in acht Handwerksberufen haben ihre Prüfungen erfolgreich bestanden. Das ist ein gutes Ergebnis und dazu gratuliere ich Ihnen sehr herzlich“, so der Präsident. „Sie setzen damit ein Ausrufezeichen in Ihrer ganz persönlichen und beruflichen Entwicklung. Der Gesellenbrief, den Sie nun bald in Ihren Händen halten werden, legt ein solides Fundament für Ihr weiteres Berufsleben. Sie haben damit die richtigen Weichen für eine erfolgreiche Karriere im Handwerk gestellt.“ Doch der Präsident schloss auch eine Bitte an: „Nun stehen Sie zwar erst am Beginn Ihrer beruflichen Entwicklung, aber glauben Sie mir, Sie müssen unbedingt weiter am Ball bleiben. Ich gehe davon aus, dass die meisten von Ihnen in den Ausbildungsunternehmen den weiteren beruflichen Weg gehen werden und vor allem unserer Heimat Südthüringen treu bleiben. Dazu wünsche ich Ihnen alles Gute, das notwendige Quäntchen Glück und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein.“

Schöpferische Arbeit

„Was kann ein Akademiker denn schon den Handwerkern sagen?“ So begann Professor Sven Müller-Grune von der Hochschule Schmalkalden seinen Festvortrag. Doch schnell fand er mit seinen schlichten, leicht verständlichen Worten den Zugang zu den jungen Leuten. Denn gleich zu Beginn stellte er die oft gemachte Spaltung zwischen Handwerkern und Akademikern infrage. „Das Handwerkszeug des Akademikers – in meinem Fall des Juristen – ist die Sprache. Sie fertigen Ihr Werk eben mit der Hand an, und ich meines eher mit dem Kopf. Das Ergebnis ist in jedem Fall eine eigene schöpferische Arbeit.“

Auch wenn es der Professor von der Bühne aus leichter hatte, seine „eigene schöpferische Arbeit“ zu verkünden, die Arbeiten der frisch gebackenen Junggesellen vor ihm in dieser Feierstunde nicht zu bewundern waren, kann durchaus davon ausgegangen werden, dass diese ebenso beachtenswert sind. Sonst hätte ihnen die Prüfungskommission nicht das Urteil „Bestanden“ oder „Sehr gut bestanden“ zuerkannt. In den Berufen Bäcker, Maler und Lackierer, Tischler, Maurer, Konditor, Anlagenmechaniker, Metallbauer, Elektroniker und Hochbaufacharbeiter können sich die Betriebe nun auf fachlich gut ausgebildete Verstärkung freuen. Dass dies möglichst in der eigenen Region der Fall sein wird, dieser Wunsch wurde mehrfach geäußert.

Die Zukunft des Handwerks

Dann sprach Rainer Rudolph, der Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Schmalkalden-Meiningen / Suhl, den Satz, auf den alle so sehnsüchtig gewartet hatten: „Hiermit entbinde ich Sie von allen Pflichten eines Lehrlings und spreche Sie hiermit frei. Sie sind jetzt die Zukunft des Handwerks. Sie haben sich Berufe gewählt, die es in den meisten Fällen seit Jahrhunderten gibt. Aber altertümlich sind all diese Berufe noch lange nicht! Denn Sie sind es, die Häuser bauen und sie verputzen, die Brot backen und vieles mehr. Sie alle sorgen dafür, dass es uns allen gut geht.“

Text: Wolfgang Swietek

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