
Handwerkskammer Südthüringen startet 2025 mit neuem Hauptgeschäftsführer
Alexander Voigt ist seit Beginn dieses Jahres neuer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen. Der 38-Jährige wurde im Juli 2024 von der Vollversammlung in das Amt gewählt, das nach dem Weggang der vorherigen Hauptgeschäftsführerin knapp zwei Jahre unbesetzt war. Im Interview spricht Alexander Voigt über kommende Projekte, die er umsetzen möchte, ein neues Selbstverständnis der Kammer und die Notwendigkeit des Handwerks, wieder stärker auf die Politik zuzugehen.
Herr Voigt, wie haben Sie die ersten Tage in der Kammer erlebt? Was waren Ihre ersten Eindrücke?
Ich habe die ersten Tage dahingehend genutzt, dass ich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennengelernt habe und diese wiederum auch mich. Ich habe versucht, mir einen Überblick über die bestehenden Projekte zu verschaffen und ich habe angefangen, mit den Unternehmen in die ersten Kontakte zu gehen. Diese Arbeit möchte ich in den kommenden Wochen intensivieren.
Die Position der Hauptgeschäftsführung war seit Ende Februar 2023 vakant und der abrupte Weggang Ihrer Vorgängerin war mit einigen Schlagzeilen verbunden. Was glauben Sie, welche Herausforderungen birgt diese Ausgangssituation für Sie?
Für mich persönlich ist diese Art des nicht vorhandenen Übergangs eigentlich keine negative Situation, im Gegenteil! Ich finde es in dieser Situation sehr gut, dass ich von Null starten kann, ohne vorbelastet zu sein. Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass die Zusammenarbeit der bestehenden Gremien zukünftig besser laufen muss. Man muss gemeinschaftlich den Weg beschreiten und permanent Transparenz schaffen, damit jeder in die gleiche Richtung geht und jeder eine gemeinsame Vorstellung vertreten kann.
Sie erwähnen gemeinschaftliche Projekte. Haben Sie da schon konkret etwas vor Augen?
Die Mitgliedsunternehmen sind zum Großteil belastet von Bürokratie, der Fachkräftethematik und der allgemeinen wirtschaftlichen Situation. Und unter diesem Aspekt ist es wichtig, dass wir als Handwerkskammer zeigen: Wir sind euer Partner! Es ist meine persönliche Herzensangelegenheit, auch aus meiner Erfahrung in diesem Bereich, Mitgliedsunternehmen in Sachen Fachkräfte und Bürokratie zu unterstützen. Ich möchte den Mitgliedern sagen: Ihr seid nicht allein, ihr habt uns! In diesem Punkt ist es wichtig, sie in der Fachkräftethematik zu unterstützen; das modern, schnell und auch sehr kostengünstig für die Mitgliedsbetriebe zu schaffen. Wir profitieren am Ende davon, wenn die Mitgliedsbetriebe Nachfolgeregelungen haben und weiterhin auf Fachkräfte zurückgreifen können.
Auch die Bürokratielast ist ein Thema, das immer wieder bei den Handwerkern zur Sprache kommt. Kleine Baufirmen bewerben sich nicht mehr auf Ausschreibungen der öffentlichen Hand, weil sie sagen, der bürokratische Aufwand ist nicht mehr zu stemmen. Zugleich stagniert der Geschäftsklimaindex in den neuen Ländern. Was sagen Sie dem Südthüringer Handwerk angesichts dieser Zukunftsaussichten?
Neben den Thematiken, die wir als Handwerkskammer für unsere Mitglieder leisten können, müssen wir den Bogen zur Politik schlagen. Jede neue Landesregierung, jede neue Bundesregierung hatte eigene Projekte und eigene Pläne. Und mit jedem neuen Plan und jedem neuen Projekt kam weitere Bürokratie für die Wirtschaft hinzu. Es müsste eine Landesregierung oder eine Bundesregierung geben, die sagt: Ich habe zwar ein Projekt und das ist verbunden mit neuer Bürokratie. Aber ich schaffe dafür alte Bürokratie ab. Die Bundespolitik hatte das in der letzten Legislatur geplant, umgesetzt wurde es aber nicht. Und mit jedem neuen politischen Wunsch kam neue Bürokratie hinzu und diese belastete die Mitgliedsunternehmen und die gesamte Wirtschaft natürlich enorm.
Können Sie sich vorstellen, dass das Handwerk mit einer eigenen Initiative, im Hinblick auf die Bundestagswahlen, da nochmal stärker auch auf die Politik zusteuert?
Das müssen wir immer im Konsens mit den Mitgliedsunternehmen eruieren. Das heißt, wir müssen dazu mit den Mitgliedsunternehmen sprechen und wir werden ein eigenes Regionalforum vor der Bundestagswahl etablieren, um in diesem Kontext auch nochmal die Stimme aus den Mitgliedsbetrieben zu bekommen.
Das Thema Meisterausbildung ist zu Jahresbeginn wieder aktuell geworden. Der Geschäftsführer des Thüringer Handwerkstages hat sich vor kurzem für eine kostenfreie Meisterausbildung ausgesprochen und damit auch die neu gewählte Landesregierung, in die Pflicht genommen. Was sagen Sie zu diesem Vorschlag?
Generell ist es so, dass es der Wunsch der Wirtschaft war, die Meisterausbildung gleichzustellen mit dem Bachelor. Und dieses Ziel wurde erreicht. Der Bachelor ist jedoch bekanntermaßen komplett kostenfrei durch die Studenten zu erreichen. Insofern wäre es natürlich begrüßenswert, wenn die Bildungsakademien der Handwerkskammern, zum Beispiel auch unsere in Rohr, eine entsprechende Förderung bekämen, wie eine Universität oder eine Fachhochschule. Dennoch steht das nicht in Aussicht. Im Jetzt kann ich nur jeden Gesellen, der das Interesse hat, eine Meisterausbildung durchzuführen, auffordern, mit unserem Team zu sprechen, auf uns zuzukommen. Denn es gibt bereits jetzt zahlreiche Meisterboni, Prämien und ähnliches, sodass durchaus für sehr leistungsfähige Meister eine kostenfreie Meisterausbildung bereits heute darstellbar ist.
Lassen Sie uns einen Ausblick wagen: Wie soll Ihre 100-Tage-Bilanz aussehen? Was sind Ziele, die Sie sich für die nahe Zukunft gesteckt haben?
Nach 100 Tagen möchte ich die Weichen gestellt haben für eine moderne und zukunftsorientierte Handwerkskammer. Vor allem möchte ich Projekte in der Digitalisierung vorantreiben, dass unsere Mitgliedsunternehmen bestimmte Prozesse einfacher durchführen können, dass wir schneller und transparenter werden und dass wir gleichzeitig anfangen, uns noch intensiver mit den Unternehmen auszutauschen, präsenter werden. Dass sie sehen, was wir tun und dass wir auch die Gespräche intensiver mit der Politik führen, um die Wünsche der Mitgliedsunternehmen zu kommunizieren.
Wie stellen Sie sich das genau vor?
Zum einen natürlich durch den direkten Kontakt. Wir werden direkte Gespräche führen mit verschiedenen Regional-, Landes- und Bundespolitikern. Aber allem voran steht immer die Wirtschaft. Wir werden nicht ohne den Rückhalt der Mitgliedsunternehmen Gespräche führen. Zwar hat jeder eigene Vorstellungen, aber wir wollen natürlich den Konsens der Mitgliedsunternehmen abbilden und diesen Konsens an die Politik herantragen. Nur das macht Sinn. Es geht nicht um die Meinung des Hauptamtes, sondern um die der 6500 Mitgliedsunternehmen hier in Südthüringen.

Seit Jahresbeginn ist Alexander Voigt neuer Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen.