Roboter bringt Glück

Handwerksprojekt führt Schüler aus Zella-Mehlis zum Regionalsieg bei „Jugend forscht“


Jedes Kind weiß: Schornsteinfeger sind Glücksbringer. Als sich ihr Beruf vor einem halben Jahrtausend etablierte, waren die Menschen endlich wieder sicher vor verhängnisvollen Kaminbränden, durch die so manches Heim ein Raub der Flammen wurde. Heute, im Zeitalter von Niedrigenergiehäusern und zahllosen verschiedenen Heizungstypen, haben sich die Aufgaben der Schornsteinfeger stetig erweitert, aber eine Berufsvoraussetzung gilt unverändert: Wer selbst zum Glücksbringer werden will, muss schwindelfrei sein. Bei Wind und Wetter, auf stabilen Neubauten ebenso wie auf jahrzehntealten Dächern, kann es täglich mehrfach notwendig werden, für Kontrollen oder das gute alte Kehren Trittsicherheit zu beweisen.

Drei Zehntklässler des Heinrich-Ehrhardt-Gymnasiums aus Zella-Mehlis finden allerdings, dass Schornsteinfeger für das Reinigen von Kaminen heutzutage nicht mehr auf ihre Erfahrung und auf ihr reichlich vorhandenes Glück angewiesen sein sollten. Drohnen und Roboter sind schließlich bereits in so vielen Lebensbereichen im Einsatz, wieso dann nicht auch hier? Aus diesem Grund haben Constantin Kupfer, Luca Buchwald und Janek Ritz genau solch einen Reinigungsroboter gebaut. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Mit ihrem „CC-Bot 360°“ haben sie in diesem Frühjahr bereits den Sieg im Regionalwettbewerb von „Jugend forscht Südwestthüringen“ geholt.

„Gemeinsam wollen wir mit unserem CC-Bot 360° die Reinigung eines Schornsteins so einfach und effizient wie möglich machen“, erläutern die erfolgreichen Teilnehmer. Ihre Konstruktion kann einfach durch eine Revisionsluke eingesetzt werden und reinigt den Schornstein dann eigenständig, indem er an dessen Innenseite nach oben fährt und mit seinen angebrachten Kehrbürsten Verschmutzungen löst, die wiederum von einem Saugmechanismus aufgefangen werden. Auf diese Weise wird das gesundheitliche Risiko für den Schornsteinfeger minimiert. Damit soll auch die Attraktivität des Berufsbilds gesteigert werden.

Feedback aus der Praxis

„Wir haben uns erst einmal im Internet auf verschiedenen Plattformen informiert“, berichten die drei Erfinder, doch hätten sie dabei keine Technologien gefunden, die ihrer Idee entsprachen. Aus diesem Grund fragten sie direkt an der Quelle nach: „Wir sind mit dem Schornsteinfegermeister Tom Drust aus Ilmenau in Kontakt getreten. Er hat uns angeboten, in eine Facebook-Gruppe einzutreten, die er leitet und worin sich Schornsteinfeger über Innovationen austauschen. 4840 Mitglieder aus ganz Europa – bei dieser Zahl wurde uns fast schwindelig!“

In der Gruppe wurde die Idee der Zella-Mehliser Schüler mit großem Interesse aufgenommen. Ausgestattet mit umfangreichem Feedback aus der Praxis machten sich Constantin, Luca und Janek an die Konstruktion und verfeinerten über insgesamt ein Jahr ihr Konzept immer weiter. Alleine mehr als zwei Monate dauerte es, bis der Roboter senkrecht die Kaminwand hochfahren konnte. Das Kehrsystem musste mehrfach modifiziert werden, bis es alle Ecken erreichte, ohne sich zu verkanten. Sensoren wurden benötigt, um dem Roboter zu zeigen, wann er das Ende des Schornsteins erreicht hatte und um Schieflagen auszugleichen. Und natürlich musste das Saugsystem eingebaut werden, damit der Roboter nicht unter Ruß begraben wird.

Betreuungslehrer Tommy Roßmann ist sichtlich stolz auf seine Schützlinge, die nach mehrjähriger Pause das Heinrich-Ehrhardt-Gymnasium erstmals wieder bei „Jugend forscht“ vertreten, und dies gleich mit einem glänzenden Erfolg. „Es ist ein Lichtblick, was mit wenig Technik möglich ist“, hebt er den Einfallsreichtum der Gruppe hervor, die ihre Prototypen mit LEGO-Steinen, Gummibändern und programmierbaren Elektronikbauteilen konstruiert hat.

Hierin liegt auch das Potential für die weitere Entwicklung des „CC-Bot 360°“: Für den Einsatz in der Praxis muss er robuster werden und einen Staubschutz erhalten. Dann könnte er künftig nicht nur reinigen, sondern auch andere Werkzeuge in Schächten jeder Art zum Einsatz bringen. Außerdem planen Constantin, Luca und Janek, den Auffangmechanismus für den abgekehrten Ruß zu perfektionieren. Mit diesem Konzept wollen sie beim „Jugend forscht“-Landesfinale in Jena überzeugen. Das Südthüringer Handwerk drückt die Daumen und ist sich sicher: Bei so vielen Glücksbringern im Hintergrund wartet eine glänzende Zukunft auf die jungen Erfinder!e durch die Kreishandwerkerschaft Schmalkalden-Meiningen/Suhl. Die große Absolventenfeier 2025 findet am 7. August im Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster statt.

Luca, Constantin und Janek (v.l.n.r. in grauen Team-Shirts) führen Jugend Forscht – Wettbewerbsleiter Thomas Bischoff (l.) und Jurorin Stefanie von Nordheim (2.v.r.) den CC-Bot 360° vor.