Die Kaminbau Kuhfittig GmbH feiert in diesem Jahr ihr 130-jähriges Bestehen. Geschäftsführerin Mandy Kuhfittig blickt im Interview zurück
Frau Kuhfittig, wie hat sich Ihr Familienunternehmen über vier Generationen entwickelt?
Mein Urgroßvater Ludwig hat 1894 die Firma gegründet. Vorher hatte er noch mit Töpferwaren gehandelt und mit Ofenkacheln. Mein Opa Alfred hat dann Kachelöfen gebaut, aber auch Fliesen gelegt und mit Zubehör gehandelt. Unter meinem Vater Peter haben wir den Fliesenbereich vergrößert und uns intensiv mit Ausbau und Inneneinrichtung beschäftigt, parallel aber auch mit dem Kaminbau. Ein ganz neues Standbein wurde damals das Umrüsten bestehender Öfen auf Öl und Gas. Viele Kunden wollten nach der Wende endlich mehr Komfort.
War für Sie schon immer klar, dass Sie in die Firma einsteigen würden?
Tatsächlich gar nicht. Ich wollte ein Kunststudium beginnen, aber zur DDR-Zeit sollten Handwerkerkinder nicht studieren. Ich wollte es deshalb über den zweiten Bildungsweg versuchen. Wir haben überall geschaut – Töpfer, Weber, Goldschmied – aber niemanden gefunden, der Lehrlinge ausbildet. Dann bin ich zu meinem Vater gegangen und habe gesagt: „Vati, ich werde jetzt Ofensetzer!“ Ich habe ihn überredet und wurde dann auch nicht geschont. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Tag in der Lehre, ich musste Mörtel mischen und die Eimer hoch in den zweiten Stock tragen. Der Eigentümer hatte Mitleid und mir beim Tragen geholfen. Das fand ich sehr lieb. Und eine Rose habe ich auch noch geschenkt bekommen, das werde ich nie vergessen.
Wie sind Ihre Erfahrungen als Frau und Unternehmerin im Handwerk?
Man muss besser sein, um genauso anerkannt zu werden. Es gibt dazu eine schöne Anekdote: Ich hatte damals schon ziemlich jung meinen Meister, bereits zwei Jahre in der Firma gearbeitet und war eigentlich immer allein für den Ofenbereich zuständig gewesen. Ein inzwischen langjähriger Kunde wollte einen neuen Kamin bauen und hat dann bei der Planung gefragt, ob er sich darauf verlassen kann. Ich habe meinen Stolz herunter geschluckt und ihm versichert, dass ich meinen Vater jederzeit um Rat fragen könne. Über die Jahre hat er dann auch zu mir Vertrauen gefasst, aber mit solchen Bedenken hat man als junge Frau schon zu tun. Da steht man dann drüber.
Gibt es für Sie etwas, das alle Generationen Ihrer Familie verbindet?
In jeder Epoche haben wir das, was wir machen, geliebt, denn es ist ein wunderschönes Gewerk. Wir haben mit Emotionen zu tun, wir bringen Feuer und Wärme- eben diese Urinstinkte. Und wir bedienen Generationen unserer Kunden. Das ist eine total dankbare Geschichte. Speziell zu Weihnachten oder Silvester denkt man dann an die lodernden Feuer, die Ihre Wärme und Ihr Flammenspiel verbreiten und unsere Kunden genießen lassen.
Heute hat die Firma Kuhfittig einen sehr guten Namen in der Region. Das stimmt Sie sicher stolz.
Wir versuchen natürlich auch, für die Region etwas zu bewegen und ein Stück zurückzugeben, etwa in der Ausbildung, in verschiedenen Vereinigungen oder beim Sport. Wir sind etwa beim SCM Zella-Mehlis beim Sponsoring für die Nachwuchsarbeit der Kinder engagiert.
Ich finde es ganz, ganz wichtig, dass man sich in der Region einbringt und ich hoffe, dass die Mitmenschen hier im Umfeld dies auch schätzen und sich erinnern, wenn es um Neuanschaffungen geht, denn wir helfen und versuchen, für unsere Kunden auch nach dem Verkauf bei Service und Wartung da zu sein, anders als im Baumarkt oder im Internet. Es ist alles ein Geben und Nehmen.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Unsere 130-Jahr-Feier war wunderschön und ich habe mich sehr gefreut über die Resonanz und die Begegnung mit Kunden und Geschäftspartnern. 150 Jahre wären auch schon was. Mich und meine Eltern würde es sehr freuen, wenn wir langfristig einen Nachfolger finden könnten. Ansonsten bin ich sehr, sehr zufrieden. Es macht Freude, in einem guten Team zu arbeiten und es ist eine Bereicherung und ist eine dankbare Geschichte, für jeden Kunden die beste Lösung zu finden. Es darf gerne so weitergehen.
Was sagen Sie jungen Menschen, die auf der Suche nach dem richtigen Beruf sind?
Beim Ofenbau habe ich so viele Berufe in einem vereint, vom Fliesenlegen über das Mauern bis hin zum Putzen und Kacheln bearbeiten. Ich habe Blechbearbeitung, ich habe E-Technik. Ich wüsste keinen Beruf, der so vielseitig ist und so kreativ. Die körperliche Arbeit steht zwar im Vordergrund, doch für den, der wirklich nach der Arbeit sehen will, was er mit seinen Händen erreicht hat, für den ist das ein wunderwunderschöner Beruf. Außerdem kann man sich weiterbilden oder sich selbstständig machen. Es gibt viele Möglichkeiten und es muss nicht immer ein Studium sein.
Vielen Dank, Frau Kuhfittig!
Zum 130-jährigen Firmenjubiläum überbrachte Präsident Mike Kämmer Mandy Kuhfittig die Ehrenurkunde der HWK Südthüringen.