Die junge Generation ist zukunftsfest

Handwerkskammer Südthüringen vergibt begehrten Ausbildungspreis „STIFT 2024“


„Hunderte Handwerksunternehmen, die Lebenswerke ganzer Generationen, stehen alleine in Südthüringen in den kommenden Jahren vor der Herausforderung, die Nachfolge zu regeln. Was ist da besser, als den Staffelstab an jene zu übergeben, die man selbst ausgebildet hat, die Kollegen und Betriebsabläufe wie ihre Westentasche kennen und die in ein Umfeld gegenseitiger Wertschätzung hineingewachsen sind?“ Mit diesen zukunftsgewandten Worten begrüßte der Präsident der Handwerkskammer Südthüringen, Mike Kämmer, die auszuzeichnenden Handwerksbetriebe zur diesjährigen Verleihung des Ausbildungspreises „STIFT 2024“. Insgesamt 26 Ausbildungsunternehmen aus dem Südthüringer Handwerk wurden für ihre herausragenden Ausbildungsleistungen geehrt, da deren Lehrlinge die Gesellen- und Abschlussprüfungen im Jahr 2024 mit der Note zwei und besser abgelegt hatten.

Kein Tadel für die junge Generation

Als Festredner konnte HWK-Präsident Kämmer den Leiter des Schlosses Wilhelmsburg in Schmalkalden, Dr. Kai Lehmann, begrüßen. Dieser gab einen Einblick in die Schlagzeilen historischer Gazetten. Dort sei im Laufe der Jahrhunderte immer wieder über die Laster und Unzulänglichkeiten der damaligen Jugend zu lesen, wurde deren Nichtsnutz, die mangelnde Schulbildung und fehlende Tatkraft für das Handwerk beklagt, so Lehmann. Provokant spitzte er zu, dass es scheinbar ein jahrhunderteübergreifender Volkssport geworden sei, über die Jugend zu lästern. Der renommierte Historiker schlug damit den Bogen zu der landläufigen Meinung über die heutige junge Generation, bei der sich Viele fragten, ob das die Zukunft sein solle. Doch Kai Lehmann machte deutlich, dass sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert habe, auch die Arbeitswelt eine andere geworden und diese Entwicklung nicht zu verurteilen sei. „Es mag sein, dass die Säge in dem einen oder anderen Kapitel unserer Bildungsgeschichte klemmt“, so Lehmann. Aber entscheidend sei der Glaube an die junge Generation: „Ausbildung heißt Zukunft und Zukunft heißt Innovation“, so Kai Lehmann.

Drei Säulen erfolgreicher Ausbildung

Auch Dr. Luisa Kynast, Geschäftsführerin der W & K Elektrotechnik GmbH aus Dermbach, zählte mit ihrem Unternehmen zu den Preisträgern des „STIFT 2024“ und führte in ihren Schlussgedanken aus Sicht eines Ausbildungsunternehmen die Argumentation des Geschichtswissenschaftlers Lehmann fort. Auch wenn heute vielfach auf die Jugend geschimpft würde und scheinbar mehr „lifebalance“ als „work“ im Vordergrund stünde, so müsse man sich immer vor Augen führen, wie vorbildhaft das duale Ausbildungssystem in Deutschland sei. Luisa Kynast betonte, dass die Auszeichnung auf drei Säulen beruhe: „Entscheidend ist, das wir die jungen Menschen mitnehmen, sie fordern und fördern“. Die zweite Säule bilde das Unternehmen selbst, so die promovierte Ingenieurin, bei dem Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Fokus stehe. Das koste Zeit und Geld, aber: „Wir haben Fachkräfte ausgebildet. Das waren keine Kosten sondern Investitionen“. Bei der dritten Säule, der schulischen Bildung, hob die Unternehmenschefin hervor, dass diese qualitativ hochwertig sein muss. Gute Ausbildung funktioniere nur, wenn die Auszubildenden selbst, die ausbildenden Unternehmen und die Bildungseinrichtungen und Kammern zusammenarbeiteten.

Weiterbildungsstipendien vergeben

Erstmals wurden im Rahmen der diesjährigen STIFT-Preisverleihung sechs Weiterbildungsstipendien aus dem Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung vergeben. Das Stipendium umfasst ein Budget von  9.135 Euro, verteilt auf drei Förderjahre, und unterstützt junge Fachkräfte bei der Finanzierung berufsbegleitender fachlicher oder fachübergreifender Weiterbildungen.
Jacob Erb, Franz Herrmann, Nadja Hotzel, Pia Marie Krüger, Victoria Karla Winkler und Jonas Zimmermann legten ihre Gesellenprüfung mit einer Durchschnittsnote von 1,9 oder besser ab oder wurden von ihrem Arbeitgeber oder ihrer Berufsschule explizit für das Weiterbildungsstipendium vorgeschlagen. Neben der finanziellen Förderung können die Stipendiaten zahlreiche Angebote in Anspruch nehmen, um sich beruflich zu vernetzen und die Persönlichkeitsentwicklung zu fördern.

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