Verbundprojekt WiSoUSA

Das Projekt ist Teil einer Kooperationsinitiative zwischen den drei Deutsch-Amerikanischen Kammern in New York, Chicago und Atlanta sowie der Handwerkskammer Südthüringen und dient der Förderung von Implementierungsprojekten von Organisationen der Wirtschafts- und Sozialpartner im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit.


Von Juli 2021 bis Mai 2024 wird die Arbeit der Auslandshandelskammern in den USA und der Handwerkskammer Südthüringen für die Implementierung neuer Programme zur Unterstützung der Lehrlingsausbildung und zum Ausbau bestehender Maßnahmen durch ein Förderprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt.

Das Projekt ist Teil einer Kooperationsinitiative zwischen den drei Deutsch-Amerikanischen Kammern in New York, Chicago und Atlanta sowie der Handwerkskammer Südthüringen.

Das Projekt inklusive Arbeitspaketen

Das Projekt beinhaltet 6 Arbeitspakete (AP), die gemeinsam mit den Kooperationspartnern im Laufe des Projektes umgesetzt werden. Die Kooperationspartner haben dabei unterschiedliche Schwerpunkte in den Arbeitspaketen, die sich an den Bedarfen der Region und der Partner in den USA, mit denen sie zusammenarbeiten, orientieren. Die Handwerkskammer Südthüringen legt ihren Projektschwerpunkt deshalb auf Arbeitspaket 1.

Um den Bedarf an einem Pool von qualifizierten Fachkräften in den USA bestmöglich zu unterstützen, untersuchen die WiSoUSA-Partner, welche Berufsfelder und Berufe einen Bedarf an Entwicklung und Unterstützung durch den jeweiligen deutschen Projektpartner haben.

Die Handwerkskammer Südthüringen kooperiert in diesem Zusammenhang mit dem Walters State Community College in Tennessee und der AHK Atlanta.

Im Rahmen des Projektes sollen am Walters State Community College 2 neue Berufsfelder (Fleischerei und SHK) entwickelt und implementiert werden. Für das Berufsfeld Fleischerei gibt es bereits gute Ansätze am Walters State Community College. Der Bereich SHK muss dagegen völlig neu konzipiert und aufgebaut werden, was eine besondere Herausforderung darstellt. Für beide Berufsfelder gibt es in Tennessee einen verstärkten Bedarf, der sich aus der wirtschaftlichen Struktur der Region ableitet. Die AHK Atlanta wird hier speziell im Arbeitspaket 2 (Anpassung und Entwicklung von länderspezifischen Ausbildungsprüfungen) mit der Handwerkskammer Südthüringen zusammenarbeiten.

Kompetenz- und handlungsorientierte Prüfungen zum Abschluss einer Ausbildung sind ein unverzichtbares Element der Qualitätssicherung im deutschen Berufsbildungssystem. Diese Prüfungen bestehen sowohl aus einem praktischen als auch aus einem schriftlichen Teil. Sie sind auf die Bedürfnisse der Berufe zugeschnitten und werden regelmäßig aktualisiert. Die deutschen Kammern sind für die Verwaltung und Überwachung dieser Prüfungen in Deutschland zuständig.

Im Rahmen unseres Teilprojektes entwickeln wir Apprenticeship-Prüfungen, mit dem Ziel der Angleichung der Standards in der Region. Ein weiteres Ziel ist es, den Wert der Ausbildungen für die Industrie und die Teilnehmer zu erhöhen und die Vorteile, die standardisierte Abschlüsse in Deutschland bieten, im Ansatz auch im Projekt zu erproben.

Die Stärke eines Ausbildungssystems beruht auf seinen Ausbildern. Im deutschen Berufsbildungssystem absolvieren Ausbilder einen zertifizierten Lehrgang, in dem sie die wesentlichen Fähigkeiten zur Umsetzung der dualen Berufsausbildung erlernen. Sie werden zu Experten in der Entwicklung von Ausbildungsplänen, der Erstellung geeigneter strukturierter Lernszenarien und der Bewertung von Leistungen sowie der Bereitstellung von Feedback. Auch der Erwerb von sozialpädagogischen Kompetenzen ist Teil des Programms.

Unsere Kooperationspartner, die AHKs New York, Atlanta und Chicago passen diesen weltweit führenden „Train the Trainer“-Kurs (AdA) an die Bedürfnisse des US-Marktes an und setzen ihn ein, um die Qualität und den Erfolg von Lehrlingsausbildungsprogrammen zu steigern.

Die Handwerkskammer Südthüringen wird die Kooperationspartner dabei mit dem Know-How aus der handwerklichen Praxis und fachpraktisch orientierten berufspädagogischen Ansätzen unterstützen. Die aus dem Projekt gewonnenen Erfahrungen sollen auch im eigenen berufspädagogischen Schulungsangebot der Handwerkskammer implementiert werden.

Auch in diesem Arbeitspaket wird die Handwerkskammer Südthüringen die Kooperationspartner vor allem fachpraktisch unterstützen. Im Rahmen der eigenen Arbeit im Teilprojekt Tennessee erfolgt ein Ausbau eines nachhaltigen Netzwerkes von weiteren Kooperationspartnern.

In den Bundesstaaten und Regionen, die unsere Kooperationspartnern unterstützen, gibt es eine Vielzahl von ungedeckten und unentdeckten Bedarfen im Bereich Fachkräfte. Unsere Partner arbeiten jeweils vor Ort mit Intermediären und Entscheidungsträgern zusammen, um diese Möglichkeiten zu identifizieren und zu ermitteln und Lösungen aus dem deutschen Berufsbildungssystem marktgerecht anzubieten, um den Qualifikationsbedarf zu decken. Die Handwerkskammer Südthüringen unterstützt bei Bedarf vor allem fachpraktisch. Speziell in der Kooperation mit der AHK Atlanta war für diesen Kooperationspartner bereits eine Expansion nach Tennessee möglich.

Eine wichtige Herausforderung bei der Ausweitung der beruflichen Bildung in den USA ist das öffentliche Bewusstsein. Zusätzlich zu unseren Bemühungen, Projekte zur Unterstützung des Ausbildungsbedarfs zu entwickeln, arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern mit Interessenvertretern aus den gesamten USA zusammen, um das Bewusstsein für die Vorteile strukturierter Ausbildungsprogramme zu schärfen.

Öffentlichkeitsveranstaltungen in Tennessee sind Beispiele für diese Aktivitäten.

Highlights der Projektumsetzung

Der Projektstart im Sommer 2021 stand noch unter dem Zeichen der Pandemie, die auch den Produktentwicklungsprozess sehr verzögerte. Aber nach dem Startzeichen durch den Fördermittelgeber, begannen die Verbundpartner zügig mit der Umsetzung der im Projekt verankerten Arbeitsergebnisse.Der Projektzwischenbericht ist ein guter Anlass, kurz vorzustellen, was im ersten Halbjahr erreicht wurde und vielleicht auch noch einen Ausblick auf den Rest des ersten Jahres zu geben. Als erstes wurden die Arbeitsstrukturen des Projektes in Form von regelmäßigen digitalen Projektmeetings und einer gemeinsamen digitalen Plattform geschaffen. Dadurch wurde ein regelmäßiger Informationsfluss zwischen den räumlich und inhaltlich doch teilweise recht unterschiedlich agierenden Partnern geschaffen, der sich im Laufe des ersten Projektjahres bewährt hat. Der erste gemeinsame Projekthöhepunkt war die German American Apprenticeship Conference 2021, Washington DC 09.11.2021


Die Apprenticeship Conference diente sowohl als Austauschplattform für Fragen und Lösungen rund um das Thema berufliche Ausbildung in den USA, vor allem mit der Unterstützung der Auslandhandelskammern, als auch als offizieller Start des dreijährigen WiSoVET Verbundprojektes der vier Kammern. Das Datum der Konferenz fiel auf den zweiten Tag nach der offiziellen Aufhebung des travelbans, der seit März 2020 galt und auch viele Familien fast anderthalb Jahre daran gehindert hatte, einander persönlich zu treffen. Bei Ankunft am Flughafen Washington Dulles standen bereits Reporter aller namhaften Medien bereit, um die ersten Reisenden aus dem Ausland zu empfangen und zu ihren Schicksalen zu befragen.

Die Konferenz selbst fand im Historic Decatur House sozusagen in direkter Nachbarschaft zum Weißen Haus statt, was der Bedeutung des Themas Berufliche Bildung für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes USA durchaus gerecht wurde. Das Programm wurde von allen wichtigen Akteuren aus dem Bereich Berufsbildungszusammenarbeit und Berufsbildung getragen. Insgesamt waren etwa 80 Teilnehmer virtuell und 40 Teilnehmer in Präsenz dabei.

Im Folgenden stellen die Projektpartner kurz die Highlights der ersten Monate vor.

AHK Chicago:

Für die AHK-USA Chicago ist das Projekt in 2021 sehr erfolgreich angelaufen. Aus den sechs Projektschwerpunkten sollen im Folgenden drei herausgehoben werden: Eines der Highlights der Projekte der AHK-USA Chicago war 2021, dass ein globales Unternehmen im Süden von Illinois, Mt. Vernon, acht Auszubildende als Elektroniker*innen für Betriebstechnik angestellt hat. Dieser war der erste Schritt in Illinois, neben den schon laufenden Programmen Mechatroniker, Zerspanungsmechaniker und Industriemechaniker ein weiteres Programm nach deutschem Standard fest in der Region zu etablieren. Vor allem von High-Schools wurde das Berufsausbildungsprogramm gut angenommen und in der eher strukturschwächeren Region als Karrieremöglichkeit wahrgenommen. Ein weiterer Schwerpunkt in 2021 war der Ausbau der digitalen Prüfungsplattform “testInvite”. Die Durchführung digitaler Prüfungen ist, nicht nur für den Mittleren Westen, zukunftsweisend. Sowohl Prüflinge als auch Prüfer zeigten sich begeistert von der Einfachheit und Strukturiertheit der digitalen Prüfungen, was unter anderem zu optimierten Leistungsbewertungen führt. Zuletzt konnten in 2021 der Grundstein für Start von gleich drei Ausbildungsprogrammen nach deutschem Standard in Zentralohio gelegt werden – und auch in anderen Regionen im Mittleren Westen, wie z.B. Michigan, Nebraska, Minnesota und Missouri wurden Aktivitäten unternommen um, in diesen Regionen neue Programme zu starten oder ein Cluster von teilnehmenden Unternehmen ins Leben zu rufen. Mit dem Blick auf das Jahr 2022 gilt es, an die Erfolge aus 2021 anzuknüpfen, um Berufsausbildung nach deutschem Standard im Mittleren Westen und darüber hinaus in gewerblich-technischen und kaufmännischen Berufsbildern weiter zu etablieren.

AHK New York:

Im Nordosten der USA lag der Schwerpunkt des Zuschussprojekts auf der Ausweitung der Ausbildung auf nicht-traditionelle Sektoren und auf weniger entwickelte Regionen. Wir haben Möglichkeiten in den Regionen Mittelatlantik und Neuengland geprüft und arbeiten mit Partnern in New Hampshire und Ost-Pennsylvania zusammen. Neue Sektoren, auf die wir uns konzentrieren, sind der Dienstleistungssektor und die erneuerbaren Energien. Im November 2021 haben wir die DOL-Registrierung für einen neuen Ausbildungsberuf in der Kochkunst in New Jersey abgeschlossen und Anfang 2022 unsere ersten drei Auszubildenden eingestellt.

Wir erkunden auch die sich schnell entwickelnde Offshore-Windindustrie. Mehrere Trainingsinstitute sind im Nordosten im Aufbau, da Verträge für die Energieerzeugung abgeschlossen werden. Die Entwickler sind zwar noch nicht bereit, Auszubildende einzustellen, aber wir unterstützen den Aufbau der Infrastruktur, die ihnen zum Erfolg verhelfen wird. Bei der Koordinierung dieser Bemühungen bauen wir weiterhin auf die Best Practices in der Ausbildung, die in Deutschland entwickelt wurden. Unser Train the Trainer-Programm bereitet Fachkräfte darauf vor, Mentoren für eine neue Generation zu werden. Unsere Kompetenzprüfungen bieten einen Maßstab, der eine einheitliche Qualität der Ausbildung in einer Branche gewährleistet.

AHK Atlanta:

Im Südosten der USA hat die AHK USA-Süd das BMBF-Projekt auch mit positiven Fortschritte angefangen. In den ersten Monaten konzentrierte sich die AHK USA-Süd vor allem auf die Bedarfsanalyse zur Fachkräftesituation in South Carolina. Um das Netzwerk in South Carolina zu erweitern bzw. vertiefen, besuchte ein Projektmitarbeiter die BMW Supplier Conference im September 2021. Aufgrund der Präsenz mit eigenem AHK USA-Süd-Stand konnten vielzählige Gespräche mit potentiellen Ausbildungsunternehmen geführt werden. Die AHK USA-Atlanta steht mit einigen KMUs in South Carolina in Kontakt, welche Interesse an Ausbildungsprogramme nach deutschem Standard geäußert haben. Hierbei handelt es sich konkret um die Berufsbilder Mechatroniker und Industriemechaniker. Die AHK USA-Atlanta ist nicht nur mit potentiellen Ausbildungsunternehmen in Kontakt, sondern auch mit Vertretern von Apprenticeship Carolina bezüglich Kooperationsmöglichkeiten in Gesprächen. Im kommenden Projektjahr 2022 ist das Ziel, tiefergehende Gespräche mit der Organisation zu führen und auf eine Absichtserklärung hinzuarbeiten bzw., diese zu unterzeichnen.

Zusätzlich zu den Expansionsaktivitäten in South Carolina unterstützt die AHK USA-Süd der HWK Süd-Thüringen bei dem Vorhaben in Tennessee und nahm bspw. auch an der Kick-off Veranstaltung in Dezember 2021 teil. Im Rahmen des Events hielte ein Vertreter der AHK USA-Süd einen Vortrag.

HWK Südthüringen:

Als Handwerkspartner der AHKs unterscheiden sich die Projektschwerpunkte der HWK Südthüringen etwas von denen der Kooperationspartner. Der Hauptschwerpunkt unserer Tätigkeit liegt im Arbeitspaket 1 des Projektes “Pilothafter Aufbau von neuen Berufsfeldern”, bei dem wir besonders eng mit dem Walters State Community College und der AHK Atlanta zusammenarbeiten. Als erste wichtige Ergebnisse der Projekttätigkeit erfolgte der Abgleich und die Anpassung der am Walters State Community College bereits vorhandenen Curricula im Bereich Lebensmittelhandwerk auf die Anforderungen des neu zu erarbeitenden und zu implementierenden Teils Fleischerei und die Erstellung eines Curriculums im Bereich Klempner/SHK. Es fanden Öffentlichkeitsveranstaltungen statt, bei der Betriebe und Intermediäre über das Projekt informiert wurden und es erfolgte ein systematisches Capacity Building der Projektpartner im Rahmen der regelmäßig online stattfindenden Projekttreffen.

Die Aktivitäten wurden gemäß der gemeinsamen Vorhabenbeschreibung und dem Meilensteinplan durchgeführt. Es kam zu leichten inhaltlichen und zeitlichen Verschiebungen, die sich durch das Andauern von Reisebeschränkungen in der Corona Pandemie ergaben. So konnte der ursprünglich in Tennessee geplante Kick-off zunächst nur virtuell durchgeführt werden. Die Kick-off Veranstaltung in Tennessee wurde dann im Rahmen der nach Vorhabenbeschreibung 2-mal jährlich stattfindenden Projekttage im Dezember nachgeholt.

Es wurde eine Teams Plattform zum Austausch von relevanten Dokumenten in den beiden Projektsprachen eingerichtet, die auch für die Vorbereitung eines virtuellen Rundgangs auf dem Bildungscampus der Handwerkskammer Südthüringen BTZ-Rohr genutzt wurde.

Der virtuelle Rundgang diente der Vorstellung der Möglichkeiten des Bildungscampus in Rohr sowie der praktischen Darstellung der Berufsbildungspraxis in den im Projekt zu bearbeitenden Berufsfeldern SHK und Fleischerei.

Außerdem fand ein virtueller Kick-off zur Vorbereitung aller Projektpartner in der ersten Projektphase statt, in dem die Rahmenbedingungen für die geplante Implementierung der neuen Berufsfelder eruiert wurde. Das Projektteam legte die ersten Schritte der Zusammenarbeit fest und ein regelmäßiger Jour Fixe wurde eingerichtet.

Pandemiebedingt fanden die ersten 5 Monate des Projektes virtuell statt. Die ersten Präsenztage absolvierte das Team der HWK Südthüringen kurz vor Weihnachten am Walters State Community College. In den verschiedenen Programmpunkten wurden sowohl die Verortung des Projekts in bestehende Strukturen der Berufsbildung am Walters State Community College und im Bundesstaat Tennessee, Schnittstellenanalyse und Identifizierung von Entwicklungspotenzialen vertieft, als auch die ursprünglich geplante Kick-off Veranstaltung in Tennessee durch eine Öffentlichkeitsveranstaltung am 15.12.2022 noch einmal im breiteren Kreis durchgeführt. Mit insgesamt rund 30 Teilnehmern ergab sich hier eine sehr gute Gelegenheit zum Kontaktaufbau und zur Einbindung lokaler Unternehmen.
8 Unternehmen aus den beiden im Projekt verorteten Bereichen SHK und Fleischerei nahmen an der Veranstaltung aktiv und mit regen Diskussionsanteilen teil.

Gunther Knickel vertrat die AHK Atlanta bei dieser Veranstaltung als Fachexperte und beantwortete Fragen rund um die gemeinsamen Arbeitspakete der HWK Südthüringen mit der AHK Atlanta.


Zusammenfassend kann die Umsetzung des Verbundprojektes der AHK Chicago, AHK New York, AHK Atlanta und der HWK Südthüringen nach den im Projekt verankerten Arbeitspaketen und Zielen als sehr erfolgreich eingeschätzt werden. Sowohl die Beziehungen zwischen den deutschen Projektpartnern als auch zwischen den amerikanischen Kooperationspartnern und Intermediären haben sich sehr positiv und belastbar entwickelt. Und das trotz des pandemiebedingten virtuellen Starts und damit erschwerten Bedingungen für die internationale Berufsbildungszusammenarbeit.

Mit dem Zuschlag durch die 2020 neu errichtete BMBF Förderrichtlinie WiSOVET startete das Teilprojekt HWK Südthüringen, das gemeinsam mit den AHKs Chicago, New York und Atlanta an der Implementierung von Berufsbildern aus dem industriellen und handwerklichen Bereich in den Vereinigten Staaten arbeiten wird mit einer virtuellen Kick-off Veranstaltung.

Ziel des Projektes (Laufzeit Juli 2021 bis August 2024) ist die pilothafte Neuentwicklungen von kaufmännischen Berufsprofilen, wie Kaufleute für Bürokommunikation, Engagement in der Industriebranche und der Pharmazie sowie der Neuaufbau von Handwerksprofilen (z.B. im Bereich Bäckereihandwerk, Fleischerei, SHK und Offshore-Windenergieanlagen). Die Berufsprofile folgen dem handlungsorientierten Ansatz. Der „Lernort“ Schule als dualer Partner wird gefördert und weiterentwickelt durch eine ganzheitliche Berufsschullehrerausbildung, die das Verbundvorhaben pilotiert. Die große Stärke des Verbundvorhabens liegt in der breiten regionalen Aufstellung.

Die Handwerkskammer Südthüringen arbeitet im Rahmen dieses Projektes mit dem Walters State Community College (WSCC), Arbeitgeberorganisationen, dem Arbeitsministerium des Bundesstaates

Der virtuelle Kick-off am 02.08.2021 diente vor allem der Vorbereitung der ersten Projektphase, in der die Rahmenbedingungen für die geplante Implementierung der neuen Berufsfelder eruiert werden sollen. Das Projektteam legte die ersten Schritte der Zusammenarbeit fest und ein regelmäßiger Jour Fixe wurde eingerichtet. Ziel der ersten zwei Arbeitspakete ist es, eine gute empirische Grundlage für die weiteren Arbeitsschritte zu legen und den Projektpartner über ein systematisches Capacity Buildung an das deutsche Ausbildungssystem heranzuführen, um in der Nachfolge das Transferpotenzial zu lokalisieren und umzusetzen.

Am 9. November fand die German American Apprenticeship Conference 2021 in Washington statt. Die HWK Südthüringen war als Konsortialpartner eines US-Projekts, das in diesem Sommer im Rahmen der Richtlinie zur „Förderung von Implementierungsprojekten von Organisationen der Wirtschafts- und Sozialpartner im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit – WiSoVET“ des BMBF gestartet wurde, gemeinsam mit den Partnern aus der AHK Chicago, der AHK New York sowie der AHK Atlanta bei der Konferenz vertreten. Die Apprenticeship Conference diente sowohl als Austauschplattform für Fragen und Lösungen rund um das Thema berufliche Ausbildung in den USA, vor allem mit der Unterstützung der Auslandhandelskammern, als auch als offizieller Start des dreijährigen WiSoVET Verbundprojektes gemeinsam mit der Handwerkskammer Südthüringen.

Das Datum der Konferenz fiel auf den zweiten Tag nach der offiziellen Aufhebung des travel bans, der seit März 2020 galt und auch viele Familien fast anderthalb Jahre daran gehindert hatte, einander persönlich zu treffen. Bei Ankunft am Flughafen Washington Dulles standen bereits Reporter aller namhaften Medien bereit, um die ersten Reisenden aus dem Ausland zu empfangen und zu ihren Schicksalen zu befragen.

Die Konferenz selbst fand im Historic Duncan House sozusagen in direkter Nachbarschaft zum Weißen Haus statt, was der Bedeutung des Themas Berufliche Bildung für die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes USA durchaus gerecht wurde. Das Programm wurde von allen wichtigen Akteuren aus dem Bereich Berufsbildungszusammenarbeit und Berufsbildung getragen. Insgesamt waren etwa 80 Teilnehmer virtuell und 40 Teilnehmer in Präsenz dabei.

Die Veranstaltung wurde von Dietmar Rieg, dem Präsidenten und CEO der German American Chamber of Commerce eröffnet. Danach sprach Dr. Emily Haber, die Botschafterin der Bundesrepublik Deutschland in den USA und würdigte die Aktivitäten beider Länder im Bereich Berufsbildungszusammenarbeit.


Ein weiteres Highlight war die Verleihung des GACC Apprenticeship Awards, der diesmal an Seyer Industries verliehen wurde.
Die Konferenz fand in Teilpräsenz statt, sodass die Grußworte von Alexander Hochradel, Bundesminister für Forschung und Entwicklung per Bildschirm übertragen wurden. Insbesondere beim ersten Gesprächspanel zum Thema „Langfristige Strategien zur Entwicklung von Arbeitskräften“, von Mario Kratsch, Vice President GACC Midwest moderiert, zeigte sich, dass sich Hybridformate selbst für Paneldiskussionen gut eignen. So diskutierte Hannes Barske, Leiter der Abteilung „Internationalisierung der Berufsbildung“ beim DLR Projektträger per Bildschirmübertragung aus Deutschland mit.


Gemeinsam sprachen sie über die Vorteile und Herausforderungen für die Berufsbildungspartner in den USA, vor allem während und nach der Pandemie. Die Wichtigkeit staatlicher Förderung von Ausbildung wurde immer wieder als Schlüsselfaktor erwähnt.

Das letzte Panel, moderiert von Matthew Allen von der GACC New York zum Thema „Green cross-sector apprenticeships for a sustainable future“ zeigte besonders deutlich, wie wichtig eine nachhaltige und bedarfsbezogene Ausbildung für neue Sektoren, insbesondere die Green Economy, ist. Im Anschluss an das offizielle Programm traf sich das Projektteam des BMBF-geförderten Projektes „WiSoUSA“ zu einem Arbeitsgespräch über den Projektstand und den Stand der einzelnen Arbeitspakete.

Nach fast fünf Monaten Online-Veranstaltungen war ein persönliches Treffen mit dem Projektteam sehr hilfreich, um sich genau zueinander zu verorten und den Arbeitsstand der einzelnen Arbeitspakete abzugleichen.

Bedingt durch die pandemische Lage, müssen Projektverläufe im Rahmen der internationalen Berufsbildungszusammenarbeit teilweise unter beträchtlich erschwerten Bedingungen durchgeführt werden. Die Kick-off Veranstaltung und die ersten Aktivitäten vor Ort im Rahmen des Arbeitspaketes 1 konnten deshalb auch erst mit knapp 6 Wochen Verspätung stattfinden.

Der Besuch beim Projektpartner Walters State Community College erwies sich sowohl für AP 1 als auch für AP 4, 5 und 6 als ein voller Erfolg. Durch das Kennenlernen der örtlichen Rahmenbedingungen und die damit verbundene Bedarfsanalyse bei Unternehmen, die am Projekt mitwirken werden, wird die weitere Umsetzung der Projektziele stringent geplant und umgesetzt werden können. Der nächste Arbeitsaufenthalt ist im April 2022 geplant. Zwischenzeitlich sichern regelmäßige virtuelle Arbeitstreffen den geplanten Umsetzungsfortschritt.