Jahreshauptversammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Südthüringen blickt zurück auf ein herausforderndes Jahr
Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Diese Frage stand im Zentrum der Jahreshauptversammlung der Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Südthüringen, die am 4. Mai im Gemeindezentrum Kressehof in Walldorf bei Meiningen stattfand.
Obermeister Dominic Eisenbeiser sah in seiner Rede die individuelle Mobilität zunehmend in der Kritik. Dies sei insbesondere eine Folge der aktuellen Kostensteigerungen Klimaschutzdebatten. Doch führte er aus: „Für die große Mehrheit der Halter ist der eigene Pkw alternativlos.“ Ohne eigenes Auto seien die alltäglichen Mobilitätserfordernisse oft nicht zu bewältigen, ein Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad bei weitem nicht für alle Menschen praktikabel. „Das mag vielleicht in den Großstädten funktionieren, aber denkt man da auch an die Landbevölkerung?“, fragte Eisenbeiser.
Die Elektromobilität werde zwar von der Politik fokussiert, doch herrsche unter den Kunden nach wie vor große Unsicherheit, gepaart mit fehlendem Vertrauen in die Technologie. Die Auswirkungen auf das Kfz-Gewerbe seien direkt spürbar: „Die eigenen Automobile werden länger gehalten – mit allen Konsequenzen für sämtliche Werkstätten, Autohäuser und Hersteller“, so Dominic Eisenbeiser.
Der Obermeister zeigte sich jedoch überzeugt, „dass wir alle mit dem Produkt Automobil eine sehr gute Zukunft haben.“ Deshalb rief er die anwesenden Innungsmitglieder dazu auf, sich Veränderungen gegenüber nicht zu verschließen, ihre Autohäuser und Werkstätten zukunftsfähig zu gestalten und mit kalkulierbarem Risiko weiter nach vorne zu fahren.
Neue Impulse gefordert
Mit Blick auf die jüngste Konjunkturumfrage berichtete Handwerkskammerpräsident Mike Kämmer in seinem Grußwort, dass das Handwerk in der Region auf der Stelle trete. Aber: „Mehr Kfz-Unternehmen als andere Handwerksbetriebe blicken positiv auf die kommenden Monate“, hob er hervor. Dies betreffe die Umsatzentwicklung ebenso wie die Beschäftigungszahlen. Hierbei komme dem Kraftfahrzeuggewerbe zugute, dass es schon immer am Puls der Zeit und ein Vorreiter der technologischen Entwicklung gewesen sei. Dies schlage sich auch in der nach wie vor überaus gefragten Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker nieder.
Trotz dieser soliden Grundlage appellierte Mike Kämmer jedoch an die Politik: „Wir brauchen neue Impulse!“ Es mangele an Aufträgen, an Anreizen für Konsum und Investitionen, sowie an Unterstützung für Leistungsbereitschaft und unternehmerisches Handeln. Dabei seien alle Ebenen gefragt, von den Kommunen bis hin zur Europäischen Union. Insbesondere bei der E-Mobilität müsse verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden. Außerdem sei es unabdingbar, Mobilität endlich wieder ganzheitlich und ideologiefrei zu denken. Technologieoffenheit stelle sicher, dass es auch künftig für jede Anwendung den passenden Antrieb zu finanzierbaren Bedingungen gebe. Die Handwerkskammer Südthüringen werde nicht müde, so versicherte er, diese Forderungen nach Erfurt, Berlin und Brüssel zu tragen. Denn „gut gemeint“ sei noch lange nicht „gut gemacht.“
Landrätin Peggy Greiser griff diese Anliegen in ihrem Grußwort direkt auf. Es sei die Aufgabe von Politik und Verwaltung, gute Rahmenbedingungen für das Handwerk vorzuhalten. Da viele Themen allerdings nicht vor Ort zu entscheiden seien, bot sie an, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und „den Finger in die Wunde zu legen“, so etwa bei Infrastrukturmaßnahmen, Bürokratie und Standortentscheidungen großer Unternehmen.
Zur Bewältigung des Fachkräftemangels sprach sich die Landrätin für eine Stärkung der dualen Ausbildung und des Schulwesens aus, insbesondere für das Aufgreifen guter Vorbilder aus den Unternehmen. Allerdings sei auch die Motivation entscheidend: „Wir müssen auf den Pfad des Leistungsprinzips zurückkehren“, appellierte Peggy Greiser. Sie rief die Innungsmitglieder auf: „Bleiben Sie dran, weiter für die Mobilitätswende zu sorgen!“
Beschlussfassungen
Neben Reden und Grußworten stand bei der Jahreshauptversammlung natürlich auch Sacharbeit auf der Tagesordnung. Nach dem Bericht der Geschäftsleitung und der Empfehlung der Revisionskommission beschlossen die Stimmberechtigten einstimmig die Bestätigung der Jahresrechnung und des Haushaltsplanes sowie die Entlastung von Vorstand und Geschäftsleitung. Ebenso bestätigt wurden die Mitgliedsbeiträge für 2024 und das Protokoll der Jahreshauptversammlung 2023. Abschließend erläuterte Geschäftsführer Thomas Edelmann die Notwendigkeit, die Prüfgebühren der Gesellenprüfung den externen Steigerungen anzupassen. Der Antrag auf Erhöhung wurde einstimmig angenommen.
Dass bei aller Politik und allen Geschäftszahlen im Südthüringer Handwerk stets auch die Mitmenschlichkeit hochgehalten wird, verdeutlichte der heimliche Höhepunkt des Abends: Die Innung des Kfz-Gewerbes Südthüringen unterstützt nun bereits im zweiten Jahr das gemeinnützige Kinderhospiz Mitteldeutschland, indem ihre Mitglieder die Leasingraten für ein dringend benötigtes Fahrzeug für Hausbesuche finanzieren. Unter dem Applaus der Anwesenden nahm Pflegedienstleiterin Sabrina Kaspar einen symbolischen Scheck in Höhe von 3.000 Euro entgegen.
Im Rahmen der Jahreshauptversammlung wurden Andreas Möller (2.v.l.) und Uwe Kallenbach (Mitte) mit der Ehrennadel des Landesverbands des Kfz-Gewerbes Thüringen in Gold geehrt. Udo Trabert (2.v.r.) erhielt die Ehrennadel in Silber. Es gratulierten ihnen der Geschäftsführer des Landesverbands Dietmar Hoffmann (l.) und Obermeister Dominic Eisenbeiser (r.).
Pflegedienstleiterin Sabrina Kaspar übermittelte den Innungsmitgliedern den Dank des Kinderhospizes Mitteldeutschland für die großzügige Unterstützung ihrer gemeinnützigen Arbeit.