Christian Grobeis und Felix Reineke berichten im Interview von ihrem Weg zum Maler- und Lackierermeister
Den Meisterbrief erwerben Handwerkerinnen und Handwerker aus den verschiedensten Gründen und in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, so auch der 37jährige Christian Grobeis aus Schleusingen und der 56jährige Felix Reineke aus Eisenach. Beide haben im vergangenen Jahr ihre Meisterstücke als Maler- und Lackierermeister mit Erfolg zur Prüfung vorgelegt. Im Interview erzählen sie von ihrem Werdegang und ihrer Motivation.
Wie sind Sie zum Maler- und Lackiererberuf gekommen?
Christian Grobeis: Ich war einer der ersten Jahrgänge, die die „Besondere Leistungsfeststellung“ am Gymnasium ablegen konnten und entschloss mich, auf das Abitur zu verzichten und stattdessen – mit diesem neuen Abschluss in der Hand – eine Ausbildung im Handwerk zu beginnen. Über ein Schnupperpraktikum kam ich dann direkt zu meinem Ausbildungsbetrieb und heutigen Arbeitgeber, wo zufällig vorher eine eigentlich schon vergebene Lehrstelle als Lackierer freigeworden war. Ich bin praktisch veranlagt, habe schon immer gerne zu Hause gebastelt und auch mit Spraydosen lackiert. So kam das Eine zum Anderen und ich bin in diesem Beruf jetzt „groß geworden“.
Felix Reineke: Ich habe in einem Landmaschinenbetrieb meine Lehre gemacht und wollte eigentlich ursprünglich Maschinenbauer werden. Es waren aber zu viele Bewerber. Uns wurden mehrere andere Ausbildungen angeboten und der Beruf des Lackierers hat mir zugesagt. Das habe ich dann meine ersten Berufsjahre lang gemacht, ich bin völlig darin aufgegangen. Das hat richtig Spaß gemacht.
Was steckt hinter Ihrem Entschluss, den Meisterbrief zu erwerben?
Christian Grobeis: Den Meister mache ich aus meiner eigenen, privaten Überzeugung. Ich möchte in meiner Persönlichkeit weiterkommen und das Fachliche, die ganzen Kniffe lernen. Mit dem Meister mache ich jetzt meinen ersten, großen Sprung.
Felix Reineke: Ich arbeite seit 1992 für unseren mittelständischen Betrieb und habe dort zwischenzeitlich 25 Jahre lang eine Bauschuttdeponie geleitet. Als ich dann in die Bauleitung zurückkehrte, gingen gerade nach und nach unsere Bauleiter in Rente und ich übernahm die Malerabteilung leitend mit. Als Rollenbetrieb und für unsere eigene Ausbildung brauchen wir aber einen Meister. Ich bin also auf meinen Chef zugegangen und habe mit ihm vereinbart: Ich mache das nochmal, trotz des Alters, und der Betrieb übernimmt die Kosten. Das ist ein Geben und Nehmen, denn das Unternehmen profitiert davon. Ich habe es aber natürlich auch für mich gemacht, um mich auf dem Malersektor weiterzubilden, um mehr theoretischen Input zu haben und um mein Wissen an die Lehrlinge weiterzugeben.
Wie wichtig ist Kreativität in Ihrem Beruf?
Felix Reineke: Wir sind eine Baufirma mit einer Malerabteilung. Bei unseren Aufträgen geht es eher um Raufaser in sanierten Leerwohnungen von Wohnungsgenossenschaften als um das stylische Ausmalen des Wohnzimmers eines Privatkunden. Aber es muss schon gestalterisch und optisch passen. Das ist eine Frage der Berufsehre.
Christian Grobeis: Unser Tagesgeschäft ist die Unfallinstandsetzung, aber ich bin sehr stolz, dass wir auch mal Aufträge annehmen, die nichts mit Kfz-Reparatur zu tun haben. Dabei springen wir über unseren eigenen Schatten. Neulich haben wir ein komplettes Feuerwehrauto lackiert oder auch ein Expeditionsfahrzeug. Generell sind wir für Lackierarbeiten aller Art offen. Wir lackieren auch eine Gartenschaufel golden, wenn der Kunde das zum Beispiel als Geburtstagsgeschenk haben will. Man muss sich nur manchmal einfach trauen.
Wie sind Sie an Ihre Meisterstücke herangegangen?
Felix Reineke: Wir hatten Vorgaben in der Prüfungsaufgabe, etwa die unterschiedliche Gestaltung von drei Wänden und einer Decke und auch die maximalen Maße. Ich habe dann überlegt, wie ich das praktisch umsetze, was ich kann und was nicht. Die ersten Tage und Nächte sind Kopfarbeit. Dann habe ich das Konzept vorgestellt, angepasst und mit der Arbeit am Meisterstück losgelegt. Ich habe zum Beispiel eine andere Farbe als im Modell genommen, aber dieselbe Technik.
Christian Grobeis: Bei uns war es ähnlich. Ich habe mich lange mit meinem Prüfungsthema auseinandergesetzt. Wir sollten für die Lackierung einer Fahrzeugtür ein Logo einer Modemarke erstellen, natürlich mit Wiedererkennungswert und es sollte auch vor anderen Hintergründen und zum Beispiel auch auf Stiften oder Briefbögen gut funktionieren. Es ging also nicht nur darum, zu zeigen, dass man die verschiedenen Techniken beherrscht, sondern man musste über den Tellerrand hinaus blicken.
Gab es während Ihrer Arbeit besonders herausfordernde oder bemerkenswerte Momente?
Felix Reineke: Im Malerbereich trocknen Farben manchmal erst über Nacht, das muss alles gut geplant werden. Wie und wann mache ich etwas? Ich habe mich dann nur entschieden, das Meisterstück fertig zu bauen und anzuliefern. Ursprünglich war es so geplant, dass ich es auseinandernehmen kann, aber dann hätte ich alle Kanten noch einmal nacharbeiten müssen. Ich sage das auch immer der Kundschaft: „Die Arbeit zeigt den Weg.“
Christian Grobeis: Es gab negativen und positiven Stress. Dadurch, dass wir mit den Händen arbeiten, ist der ganze Prozess sehr kreativ. Eine falsche Bewegung und das Muster sieht anders aus. Wir hatten sechs Tage Zeit. Moderne Lacke sind zwar schnell trocken, aber man muss alle Arbeitsschritte einplanen. Wir haben uns zu dritt eine Lackierkabine geteilt, das mussten wir eintakten und als Team denken, auch wenn es um die eigene Prüfung geht. Nur so hat das in der vorgegebenen Zeit funktioniert. Generell gilt für mich „Arbeit Hand in Hand“. Gemeinsam mit den anderen Gewerken und auch in einem Lackierer-Team kann man viel erreichen. Gemeinsam sind wir stark, alleine ist es schwer.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Beruf besonders?
Christian Grobeis: Am Lackieren fasziniert mich besonders das Kreative, dass ich mich ausdrücken kann. Jeder hat eine andere Vorstellung von Gestaltung. Was ist schön, was gefällt mir nicht? Dadurch, dass jeder anders denkt, kommt man immer wieder auf neue Ideen, neue Kombinationen oder Gestaltungstechniken, die man davor noch nie ausprobiert hat. Techniken, die man anwenden kann, um Menschen glücklich zu machen. Vor allem bekommt man auch das Feedback vom Kunden. Und das ist positives Feedback. Man kann sich stolz fühlen, wenn man jemandem geholfen hat, das zu bekommen, was er sich gewünscht hat.
Felix Reineke: Egal ob Maler oder Lackierer, wer Farbe ins Spiel bringt, der sieht immer die fertig gestaltete Arbeit. Das ist einfach eine schöne Sache.
Seit November hält Felix Reineke seinen Meisterbrief in Händen. Die Handwerkskammer Südthüringen gratuliert herzlich und wünscht Christian Grobeis viel Erfolg bei den letzten noch ausstehenden Prüfungen.
Dass Autos viel bunter aussehen können als nur einheitlich schwarz, silberfarben oder weiß, zeigte Christian Grobeis (l.) mit seinem Meisterstück.
Viele Malertechniken auf kleiner Fläche bot das Meisterstück von Felix Reineke (r.).