
Jan Billerbeck ist zweiter Bundessieger der Deutschen Meisterschaft im Handwerk. Er wirbt für den vielseitigen Vulkaniseur-Beruf.
Es gibt Handwerke, bei denen sich niemand wundert, dass ihre Namen zunehmend in Vergessenheit geraten. Neue Produkte oder Fertigungsprozesse haben die Inhaber dieser altehrwürdigen Berufe zu seltenen Spezialisten ihrer Zunft gemacht. Doch es gibt auch Handwerke, die wenig bekannt sind, obwohl ihr Angebot weiter stark nachgefragt wird.
Eines dieser Handwerke ist der Mechaniker für Reifen- und Vulkanisationstechnik. „Der Beruf ist fast ein Exot“, weiß Meister Raik Billerbeck, der seit 2003 seinen eigenen Reifenservice in Kieselbach betreibt. Viele Kunden, aber auch Jugendliche und Eltern auf Ausbildungsplatzsuche unterschieden nicht zwischen den verschiedenen Handwerksberufen in der Kfz-Branche. „Die denken, wir sind alle Kfz-Mechaniker und machen halt nur Reifen“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.
Bei Schülerpraktika seien dann allerdings die Augen oft sehr groß, wenn klar wird, was der Beruf alles zu bieten hat. Angefangen von der Bereifung für Schubkarren über Motorräder, PKW und LKW bis hin zu tonnenschweren Erdbewegungsreifen reicht das Spektrum, ganz zu schweigen von Förderbändern und anderen Spezialitäten. Neben Privatkunden vertrauen deshalb auch große Unternehmen der Bergbaubranche auf die Leistungen des Unternehmens. Ein ausgebildeter Vulkaniseur könne oft genau erkennen, wie es zum Platten oder zum Reifenplatzer gekommen ist und was zur Instandsetzung zu tun ist. Dabei gehe es um Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit, aber auch um einen hohen Qualitätsanspruch: „Unsere Reparaturen müssen zu 100 Prozent funktionieren, damit niemand zu Schaden kommt. Das muss man sich immer vor Augen halten“, beschreibt Raiks Sohn Jan Billerbeck.
Die Begeisterung für den väterlichen Beruf ist ihm bereits in die Wiege gelegt worden. „Jan war immer mit dabei“, erinnert sich Vater Raik. „Wenn Oma und Opa daheim nicht da waren, war er hier mit uns im Reifendienst und hat Vieles mitgekriegt.“ Da war es nicht mehr weit bis zur eigenen Ausbildung, die Jan direkt nach dem Schulabschluss antrat. Die Gesellenprüfung im vergangenen Jahr schloss er mit hervorragendem Ergebnis ab. Doch damit nicht genug: Bei der Deutschen Meisterschaft im Handwerk des Jahres 2024 wurde Jan Billerbeck in seinem seltenen Handwerk Thüringer Landessieger und sogar zweiter Bundessieger. Nun wartet als nächstes Ziel der Meisterbrief – auch deswegen, weil die Kurslandschaft angesichts von bundesweit weniger als 300 Auszubildenden im Umbruch ist und die Nachfolge des Unternehmens zügig auf sichere Beine gestellt werden soll. Vater und Sohn hoffen, dass ihr Handwerk in den kommenden Jahren wieder sichtbarer werden und neben Quereinsteigern auch neuen Fachkräftenachwuchs ansprechen kann. „Die ganze Technik ist viel vielfältiger, tiefer und komplexer, als man vielleicht von außen denkt“, werben sie für ihren vielseitigen Beruf.

Raik Billerbeck ist stolz, dass sein Sohn Jan die Leidenschaft für das Vulkaniseurhandwerk geerbt hat.