
Steinmetz Frank Krieg aus Meiningen gibt gebrauchten Steinen ein zweites Leben
Innovative Produkte und Nachhaltigkeit sind nur etwas für große Unternehmen? Wer so denkt, wird in der Werkstatt von Steinmetz Frank Krieg im Meininger Ortsteil Dreißigacker schnell eines Besseren belehrt. Stein ist für den studierten Diplomingenieur (FH) für Hochbau, der sein Unternehmen 1990 zusammen mit seinem Vater Steinmetzmeister Edgar Krieg gegründet hat, mehr als nur eine Handelsware. Steine sind für ihn ein hochwertiger Rohstoff mit Geschichte und Charakter; viel zu schade, um nach einmaliger Verwendung einfach sorglos weggeworfen zu werden. Gemeinsam mit zwei jungen Wirtschaftsinformatikern will Frank Krieg dieser Verschwendung ein Ende setzen. Aus Abschnitten und gebrauchten Steinen fertigen sie in Handarbeit stylische Untersetzer für das moderne Wohn- oder Esszimmer. Und das könnte erst der Anfang sein.
Ressourcen nutzen
Frank Krieg weiß noch genau, wie es zur Zusammenarbeit mit Leon Pawelzik und Paul Wieler gekommen ist. Die beiden Anfang-30-Jährigen sind eigentlich klassische Bildschirmarbeiter, doch bei einer gemeinsamen Weihnachtsfeier mit der Familie Krieg vor zwei Jahren hat es auf einmal „Klick“ gemacht. Damals bekam Leon ein Set mit Stein-Untersetzern geschenkt und Frank Krieg ließ sich zu der spontanen Aussage hinreißen: „Ich habe Reste genug für hunderte Sets!“ Diese Idee ließ Leon und Paul nicht mehr los. Sie stellten sich die Frage: Können wir diese vorhandenen Ressourcen nicht irgendwie nutzen?
Aus der Schnapsidee wurde ein Konzept und einige Monate später standen die beiden jungen Männer in Frank Kriegs Werkstatt, um auszutesten, ob und wie sie ihre Produktidee umsetzen könnten. Von erfahrener Hand erhielten sie einen Kurzeinblick in das heutige Steinmetzhandwerk. Dabei entdeckten sie auch unerwartet manche Gemeinsamkeit mit ihrem eigenen Beruf, denn auch in diesem Handwerk sind schon seit geraumer Zeit moderne CNC-Maschinen im Einsatz. Und im Programmieren, da hatten Leon und Paul ja Erfahrung.
Frank Krieg stellte ihnen in den folgenden Monaten eine Auswahl verschiedener Steinsorten zur Verfügung, die er noch auf Lager hatte, und unterstützte sie bei der Bearbeitung. Paul kümmerte sich im wahrsten Sinne des Wortes um den handwerklichen Feinschliff, während Leon die Produkte fotografierte und in den eigenen Online-Shop „fairsteinert.de“ einstellte. Schließlich war der erste Schwung Original Thüringer Steinuntersetzer fertig. Seit Ende Oktober kann man sie kaufen und von Marmor über Schiefer bis hin zu Jura ist für jeden Geschmack etwas dabei.
„Wir fangen mit den Untersetzern an, um bekannt zu werden und Reichweite bekommen“, erläutert Frank Krieg die Idee hinter dem gemeinsamen Projekt, das er als Starthilfe unterstützt. Mittelfristig möchte er gerne neue Möglichkeiten entwickeln, um vorhandenen Steinen ein zweites Leben zu geben, statt einfach Neuware etwa aus Asien zu importieren. Dabei ist er auch durchaus offen für neue Partner: „Ich suche Mitstreiter, findige Leute, die mit einsteigen wollen.“ Leon und Paul betreiben das Projekt aus Leidenschaft für Nachhaltigkeit und für Qualitätsware, doch eben auch auf absehbare Zeit als Hobby neben ihrem eigentlichen Beruf. Manche Produkte werden deshalb auch dauerhaft zu groß für sie bleiben. Und Rohstoff gibt es genug: Allein der große Abfallcontainer auf Herrn Kriegs Hof wird mindestens einmal pro Monat geleert. Das ist genug Material für viele zweite Leben.
Eine neue Bedeutung geben
„Mein Ziel ist, mit Kollegen ins Gespräch zu kommen, etwa mit Architekten, aber auch mit anderen Handwerkern und externen Partnern“, erläutert Frank Krieg. Zusammen mit ihnen will er innovative Produktideen entwickeln. „Stein ist ein wunderschönes Material“, betont der Diplomingenieur und denkt an die zahlreichen Tische, Zierobjekte oder Bauelemente, die man daraus machen kann. „Wir benötigen eine Art Amazon für gebrauchte Steinprodukte“, schwebt Frank Krieg vor, eine Plattform also, um Hersteller untereinander und mit den Kunden zusammenzubringen. Mit seinen in der Region herausragenden Kapazitäten zur hoch automatisierten Steinbearbeitung wäre er ein idealer Anbieter. Doch müssen am Ende alle richtigen Partner zusammenfinden.
„Upcycling richtet sich an Kunden mit der passenden Einstellung“, erläutert er. Sie müssen bereit sein, deutsche Handwerkslöhne zu bezahlen. Trotz Gebrauchtsteinen bedeute dies unter dem Strich keinen großen Preisunterschied zur importierten Neuware, aber dafür entschädige der Nachhaltigkeitsvorteil: „Diese Kunden wollen Müll vermeiden und Dingen eine neue Bedeutung geben. Sie wollen sicher wissen, wo der Stein herkommt und dass die Arbeitsbedingungen gut waren“, beschreibt Frank Krieg.
Doch auch andere Abwägungen können eine Rolle spielen, vor allem wenn Bauherren ein altes Haus modernisieren. „Originalmaterial aufzuarbeiten und wiederzuverwenden, tut dem Ensemble gut“, weiß Herr Krieg, der unter anderem beim Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses seine Fachkenntnis bereits eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Wichtig sei vor allem, dass der Auftraggeber etwas aus der vorhandenen Substanz machen will.
Gefühl für das Produkt erhalten
Frank Krieg sucht Partner und Kunden, die seine eigene Wertschätzung und seine Leidenschaft für den Rohstoff Stein und für sein Handwerk teilen. Jahrzehntelang haben er und sein Vater immer darauf gesetzt, Produkte herzustellen und aufzuarbeiten, statt sie nur einzukaufen. „Das Reizvolle an alten Steinen ist die manuell hergestellte Oberfläche“, beschreibt er und betont, wie wichtig es sei, diese zu erhalten: „Das Material ist vorhanden und hat eine Top-Qualität. Man sollte es nutzen!“
Man kann sich lebhaft vorstellen, wie er immer wieder über seinen Hof geht und überlegt, welches Produkt in den dort lagernden Steinen nur darauf wartet, handwerklich ans Tageslicht geholt zu werden. „Als Steinmetz brauche ich ein Gefühl für das Produkt“, erzählt Frank Krieg und sorgt sich doch zugleich, dass diese jahrhundertealte Fähigkeit in der modernen Konsumwelt verloren gehen könnte.
Umso mehr begeistert den Fachmann der Enthusiasmus seiner jungen Projektpartner. Wer Steinmetz und Natursteinmechaniker werden will, muss die Fähigkeit haben, über den Tellerrand zu blicken. Die vielseitige Tätigkeit erfordert Köpfchen genauso wie handwerkliches Können, die Bedienung von CAD-Programmen und komplexen Maschinen ebenso wie etwa das Planen, Gestalten und Anpassen von Bauelementen oder gar Massivarbeiten. Auch wenn Leon und Paul vermutlich nie zu echten Handwerkern werden, bringen sie doch genau dieses vielfältige Profil mit. Frank Krieg ist sich sicher: „Von der Sorte bräuchten wir mehr!“
Mehr Informationen unter fairsteinert.de und steinmetz-krieg.de

Steinmetz Frank Krieg geht neue Wege, um den Menschen die Leidenschaft für sein Handwerk näherzubringen