
Mehrzahl der Kammerbetriebe befürwortet Einführung eines Karenztages
Die politische Diskussion über die Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag hat auch das Südthüringer Handwerk erreicht. In einer Blitzumfrage der Handwerkskammer Südthüringen gaben 46 Prozent der teilnehmenden Kammerbetriebe an, dass sich die Zahl der Krankheitstage in den vergangenen fünf Jahren erhöht habe. Bei 47 Prozent sei der Krankenstand etwa gleich geblieben. Nur sieben Prozent gaben an, weniger Krankentage im Betrieb zu verzeichnen.
Mit einem Anteil von 55 Prozent befürworten mehr als die Hälfte der Betriebe die Diskussion um die Einführung eines Karenztages. Dies bedeutet, dass kein Lohn am ersten Krankheitstag gezahlt wird und die Kosten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst zu tragen hätten. Insgesamt sprechen sich 57 Prozent für einen solchen Karenztag aus, 43 Prozent der Befragten lehnen diesen ab.
Der neue Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Südthüringen, Alexander Voigt, sieht in dem Umfrageergebnis einen deutlichen Arbeitsauftrag für die Kammer, das Thema Personal wieder stärker in Blick zu nehmen: „Wir müssen im Austausch mit den politisch Verantwortlichen in den kommenden Monaten darauf hinwirken, dass sich die Mitarbeitersituation für unsere meist kleinen und mittleren Betriebe entschärft. Viele Handwerksunternehmen beklagen seit Langem das Fehlen von Fachkräften und Auszubildenden. Erst wenn wir an dieser Stelle spürbare Verbesserungen anstoßen können, wird das Thema Personal und Krankenstand zu weniger Belastung führen.“, so Voigt. Dass knapp die Hälfte der beteiligten Betriebe mit einem erhöhten Krankenstand zu kämpfen haben zeigt, dass die Debatte auch für das Südthüringer Handwerk von Bedeutung ist.
Der Vorstandsvorsitzende des Allianz-Versicherungskonzerns, Oliver Bäte, hatte zuletzt beklagt, dass sich der Krankenstand unter den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Deutschland seit Langem auf einem Höchststand befindet, insbesondere im Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Bäte fordert daher, den Karenztag wieder einzuführen. Dem stehen unter anderem die Reaktionen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sowie weiteren Vertretern aus Politik und Gewerkschaften gegenüber. Sie halten den Vorstoß für falsch, da diejenigen bestraft würden, die tatsächlich krank seien und die Arbeitnehmerschaft damit unter Generalverdacht gestellt würde, „krank zu feiern“. Den hohen Krankenständen in Deutschland lägen vor allem die hohen Zahlen der Langzeiterkrankten zugrunde.
Die Handwerkskammer Südthüringen startete zu dieser aktuellen Auseinandersetzung eine Blitzumfrage unter den Kammermitgliedern. Mehr als 400 Betriebe nahmen daraufhin an der Befragung teil.

Fast die Hälfte der Südthüringer Handwerksunternehmen verzeichnet einen Anstieg der Krankheitstage.