Wandel gestalten

74. Vollversammlung der Handwerkskammer Südthüringen


Am Montag, 25. November kamen die Mitglieder der Vollversammlung der Handwerkskammer Südthüringen zu ihrer 74. Sitzung in der Klosterkirche des Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster zusammen. Neben zahlreichen Beschlussvorlagen standen auch Haushaltsthemen und eine Nachwahl auf der Tagesordnung.

Konjunktureller Stillstand

Nach der Feststellung der ordnungsgemäßen Ladung und Beschlussfähigkeit sowie der Bestätigung der Niederschrift der 73. Vollversammlung vom 3. Juli gab Handwerkskammerpräsident Mike Kämmer einen Bericht über die Entwicklungen des zurückliegenden Halbjahres.

Seit nunmehr fast eineinhalb Jahren herrsche konjunktureller Stillstand in der Gesamtwirtschaft und damit auch im Südthüringer Handwerk. Auftragsbücher leerten sich und eine schnelle Besserung sei am Horizont nicht erkennbar. „Auftragslage, Betriebsauslastung und Umsätze sind zurückgegangen, vor allem im Bereich des gewerblichen Bedarfs und im Bau- und Ausbauhandwerk“, erläuterte Mike Kämmer. Diese Entwicklungen gefährdeten zunehmend die wirtschaftliche Stabilität und die Planungssicherheit der Mitgliedsunternehmen. Sie spürten die schwache Konjunktur und die zögerliche Konsumnachfrage. Zugleich werde es für die Unternehmen immer schwieriger, qualifizierte und bezahlbare Fachkräfte zu finden.

Angesichts dieser Entwicklungen schwinde die Zuversicht immer weiter. Nur jeder zwanzigste Unternehmer rechne derzeit mit einer Entspannung in den kommenden Monaten. Als Reaktion sinke die Investitionsbereitschaft und sogar das Ausbildungs-Engagement gehe zurück. „Das Südthüringer Handwerk holt seine sprichwörtlichen Schäfchen ins Trockene“, so Präsident Kämmer.

Dabei seien die Forderungen des thüringischen und deutschen Handwerks unverändert: Es brauche wirkungsvolle Wachstumsimpulse, um die Nachfrage anzukurbeln und verlässliche Planungsgrundlagen für Unternehmen, „damit diese die Zukunft in den Blick nehmen können, statt immer nur neue Dürreperioden zu meistern“, so Mike Kämmer. Wertschätzung für das Unternehmertum sei entscheidend, um aktuelle Handwerker bei der Stange zu halten und kommende Generationen für eine erfüllende Handwerkskarriere zu gewinnen.

Zwar seien die Verbesserungsvorschläge des Handwerks durchaus aufgegriffen und zumindest in Teilen berücksichtigt worden, doch geschehe dies nur sehr langsam. „Vom Anspruch, das neue „Deutschlandtempo“ auch beispielsweise beim Bürokratieabbau zu erreichen, sehe ich unser Land noch weit entfernt“, zog der Präsident Bilanz und führte diese Entwicklung auch auf die Uneinigkeit der bisherigen Koalitionspartner in Berlin zurück. Die Regierungsneubildung müsse daher zügig erfolgen. „Es braucht jetzt pragmatische, ideologiefreie wirtschaftspolitische Ansätze und Planungssicherheit, damit Arbeitsplätze gesichert und Unternehmen wieder in einem wettbewerbsorientierten Umfeld agieren können“, fasste Mike Kämmer die Position des Thüringer Handwerks zusammen.

Optimismus freisetzen

Die Handwerksunternehmen seien auch nach einem halben Krisenjahrzehnt weiterhin zuversichtlich, mit ihrer Innovationskraft und ihren Qualitätsstandards am Markt bestehen zu können. Alles was es seitens der Politik brauche, um diesen Optimismus freizusetzen, seien nur einige Zeichen, dass man verstanden habe. Es brauche realistische Wege zu den gesteckten Zielen, einen gleichberechtigten Blick auf Stadt, Land und Unternehmen jeder Größenordnung, sowie die stete Einbindung der Expertise des Handwerks. Auf diesem Wege lasse sich gemeinsam eine verlässliche Politik für die Zukunft entwickeln, so Präsident Mike Kämmer.

Die Handwerkskammer Südthüringen selbst gehe folglich weiterhin mit der Zeit und gestalte den Wandel aktiv mit: Schon zum Aktions- und Karrieretag „Handwerk all-in“ Mitte September sei erstmals öffentlich die auf Wasserstoff umgerüstete Gasbrand-Simulationsanlage präsentiert worden. „Das SHK-Handwerk wird in den nächsten Jahrzehnten immer mehr mit diesem Energieträger zu tun haben und bei uns lernen die Fachkräfte das Know-How für den richtigen Umgang damit“, erläuterte Kämmer.

Doch nicht nur technologisch entwickle sich der Standort weiter, sondern auch über neue Kooperationen. So sei das BTZ Rohr-Kloster seit kurzem offiziell der sogenannte „Qualifikations-, Transfer- und Innovationsknoten“ des Landkreises Schmalkalden-Meiningen mit Fokus auf das Kompetenzfeld „Elektrik und Elektronik. Hier existiere nun ein zentraler Anlaufpunkt für automobile Zulieferunternehmen und ihre Partner aus der Region für Netzwerkarbeit und Lehrgänge, aber auch für Veranstaltungen und praktische Angebote. Die Einrichtung des QTI-Knotens trage dazu bei, die Attraktivität des Bildungscampus BTZ Rohr-Kloster weiter auszubauen.

Beschlüsse und Haushalt

Nach dem Bericht des Präsidenten beschlossen die anwesenden Vollversammlungsteilnehmer einstimmig die vorgelegten Beschlussvorlagen und Beschlussfassungen. Diese bezogen sich auf Änderungen und Ergänzungen für die Durchführung der Überbetrieblichen Lehrunterweisungen (ÜLU) sowie auf Änderungen der Gebührenordnung.

Sodann befasste sich die Vollversammlung mit der Jahresrechnung 2023. Die beauftragte WIBERA Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bestätigte mit uneingeschränktem Prüfungsvermerk den Handelnden und Verantwortlichen, dass die Jahresrechnung und die Vermögensrechnung ordnungsgemäß, satzungsgemäß und nach den gesetzlichen Vorschriften der Thüringer Landeshaushaltsordnung aufgestellt wurden. Der Rechnungsprüfungsausschuss empfahl nach Vorstellung seines Berichts der Vollversammlung die Abnahme der Jahresrechnung 2023 sowie die Entlastung von Vorstand und Geschäftsleitung für das Haushaltsjahr 2023. Die 20 anwesenden Vollversammlungsmitglieder beschlossen dies einstimmig.

Direkt auf die Beschlüsse zum Haushaltsjahr 2023 folgten jene zum anstehenden Haushaltsjahr 2025. Nach Vorstellung der wesentlichen Eckpunkte beschlossen die Mitglieder der Vollversammlung einstimmig den Haushaltsplan 2025 einschließlich Rücklagen und Stellenbesetzungsplan. In diesem Zusammenhang wurde sodann ebenfalls einstimmig die Beitragssatzung für das Jahr 2025 beschlossen. Mit der Prüfung der Jahresrechnungen 2024 und 2025 wurde erneut die WIBERA Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beauftragt.

Zuletzt befasste sich die Vollversammlung noch mit der Nachwahl eines Rechnungsprüfungsausschuss-Mitglieds. Diese war durch den Rücktritt des Arbeitnehmervertreters notwendig geworden. Einstimmig wählte das Gremium Thomas Schlemmbach als dessen Nachfolger. Präsident Mike Kämmer Ich gratulierte zur Wahl und wünschte gutes Gelingen für das verantwortungsvolle Amt.

Die Vollversammlung blickte zurück auf das vergangene Halbjahr und befasste sich mit zahlreichen Beschlussvorlagen.