Dominik Wieczorek aus Radom


Viele Wege führen ins Handwerk. Will man wissen, was wirklich hinter dieser Weisheit steckt, muss man sich nur mit Dominik Wieczorek unterhalten. Sein ganz persönlicher Weg zum Installateur- und Heizungsbauermeister im Südthüringer Handwerk begann nicht nur hunderte Kilometer entfernt, sondern verlangte ihm auch besondere Ausdauer ab. Die größte Herausforderung dabei war ausgerechnet: die Verständigung.

Karrierestart in Südthüringen

„Ich wollte Vieles richtig machen, habe aber die Sprache nicht verstanden“, blickt Dominik Wieczorek zurück auf sein erstes Ausbildungsjahr bei Haustechnik Zimmermann in Breitungen. Damals war er gerade aus seiner polnischen Heimat bei Radom an die Werra gezogen, hatte Freunde und Familie hinter sich gelassen und sein Abenteuer in der Ferne begonnen.

„Zu mir war damals mehrere Jahre lang kein Bewerber mehr gekommen“, erläutert Seniorchef Dirk Zimmermann. Der Fachkräftemangel ließ ihn auf das geförderte Sonderprogramm MobiPro-EU aufmerksam werden, das zwischen 2013 und 2020 insgesamt über 17.000 Jugendlichen aus der EU einen Karrierestart in einem anderen Mitgliedsland ermöglichte. Über die Handwerkskammer Südthüringen wurden damals hiesige Unternehmen und interessierte polnische Jugendliche zusammengebracht. „Ich dachte anfangs, es ginge nur darum, für uns zu werben“, gibt Dirk Zimmermann zu, fand sich aber damals im Technikum in Radom schnell den ersten leibhaftigen Bewerbern gegenüber. Darunter war auch sein künftiger Geselle Dominik.

„Ich bin hier groß geworden“, sagt dieser mit einem Augenzwinkern, denn er meint wortwörtlich das Haus und den Betrieb von Dirk Zimmermann. „Meine Kinder waren gerade ausgezogen und Dominik konnte in die Einliegerwohnung ziehen“, erläutert dieser. Doch leichter machte diese Nähe es anfangs nur bedingt.

Wissen und Ehrgeiz

„Ich war Theoretiker und hatte alles vorher nur in der Schule gelernt“, erläutert Dominik Wieczorek seinen ersten Kontakt mit der dualen Ausbildung in Deutschland. Das Konzept sei ihm zwar vorher vorgestellt worden, doch nun fand er sich mitten im harten Arbeitsalltag wieder, voller neuer Lektionen und jeder Menge unbekannter Wörter in einer fremden Sprache. Seine Ausbilder und Kollegen nahmen ihn an die sprichwörtliche Hand, konnten aber gerade anfangs den so wichtigen Rückhalt von Familie und Freunden nicht ersetzen.- Ein Spießrutenlauf, den sich wohl nur jemand vorstellen kann, der selbst einmal in einer solchen Lage war.

Natürlich habe es Phasen gegeben, in denen er darüber nachgedacht habe, die Ausbildung abzubrechen, sagt Dominik, so etwa in der Berufsschule und rund um die Zwischenprüfung. „Aber mein Kollege hat mich motiviert und mir gesagt: Wenn Du etwas anfängst, dann machst Du es auch fertig.“ So begann er, sich Wörter auf der Baustelle aufzuschreiben und gezielt nachzuschlagen. Eineinhalb Jahre dauerte es, bis die erste Sprachbarriere überwunden war, und erst heute, da er fließend Deutsch spricht, hat er die letzten Unklarheiten aus seiner Lehrlingszeit ausräumen können.

„Sein theoretisches Wissen aus der polnischen Schule war sehr gut“, erinnert sich Dirk Zimmermann und denkt dabei vor allem an etwas, das heute in hiesigen Schulen Seltenheitswert hat: „Wir mussten unsere Aufgaben noch ohne Taschenrechner lösen“, sagt Dominik nicht ganz ohne Stolz. Man glaubt ihm sofort, dass er ohne das Sonderprogramm vielleicht die Ingenieurslaufbahn eingeschlagen hätte. Sein Wissen erlaubte es ihm, sich schon früh mehr auf das Erlernen der Sprache zu konzentrieren. Stefan Zimmerman, heute der Kopf hinter Haustechnik Zimmermann und damals selbst erst frischgebackener Meister, will das allerdings nicht so stehen lassen: „Ohne Dominiks Ehrgeiz hätte es nicht geklappt!“, würdigt er seinen Mitarbeiter, der ihn in den letzten neun Jahren erfolgreich begleitet hat.

Vom Azubi zum Meister

Heute hat das Breitunger Traditionsunternehmen dank großen Engagements die Nachwuchsfrage gelöst und bildet wieder vier Auszubildende aus. Mindestens einen davon soll künftig Dominik Wieczorek hauptverantwortlich betreuen, denn mit der Ausbildung war es bei ihm natürlich nicht vorbei: Seit diesem Frühjahr hat er seinen Meisterkurs erfolgreich abgeschlossen. „Der Plan ist, dass er eine Sparte mit Monteur und Azubi komplett übernimmt“, erläutert Stefan Zimmermann und ist sich sicher, dass die neuen Aufgaben wie das Betreuen von Auszubildenden, das Kalkulieren von Angeboten oder der Kundenkontakt genau zu Dominik passen.

Und was denkt der frischgebackene Meister über seine erfolgreiche Handwerkskarriere? „Es hat einfach gepasst“, resümiert Dominik. „Es ist ein kleiner Betrieb, alles ist sehr familiär und ich bin nicht einfach nur eine Nummer.“ Er habe sich hier wiedergefunden, trotz der großen Distanz von Familie und Freunden, die er natürlich immer noch regelmäßig besucht. Und doch ist er vollkommen ehrlich, wenn er auf seine Entscheidung zurückblickt: „Wenn ich heute wüsste, was auf mich zukommt, würde ich es nicht nochmal machen. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe!“

Mit viel Können und Ausdauer hat Dominik Wieczorek seinen Weg ins Südthüringer Handwerk gemacht.

Aktuelles Kursangebot